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Simulationsframework für Energiegemeinschaften (für Förderprojekt SENSE Smart Grid Use Case) vorgestellt auf dem ETG CIRED Workshop 2023 (D-A-CH)

Der ETG CIRED Workshop 2023 (D-A-CH), der Ende November 2023 in München stattfand, diente als Plattform für den Austausch über Innovationen im Bereich der Verteilnetze. Die Veranstaltung brachte Experten von Verteilnetzbetreibern, Universitäten, Technologieanbietern und Regulierungsbehörden aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) zusammen, um die neuesten Entwicklungen, Herausforderungen und Trends zu diskutieren.

Siemens präsentierte auf zwei Postern ein Simulationsframework für netzfreundliche erneuerbare Energiegemeinschaften sowie Ergebnisse aus verschiedenen Simulationsszenarien. Das Simulationsframework dient zur Erstellung weiterer Szenarien, die für den Smart Grid Use Case des Förderprojekts SENSE über Energy Communities, d.h. lokale erneuerbare Energiegemeinschaften in einem Niederspannungs-Verteilnetzabschnitt, verwendet werden. Auf der Grundlage von BIFROST als virtuellem Testbed ermöglicht das Framework eine schnelle und effiziente Ausführung verschiedener Simulationsszenarien.

 

Simulation framework for Energy Communities (for SENSE Smart Grid Use Case) presented at ETG CIRED Workshop 2023 (D-A-CH)

The ETG CIRED Workshop 2023 (D-A-CH) held in Munich at the end of November 2023 served as a platform for the exchange on innovations in the field of distribution system networks. This event brought together experts from distribution grid operators, universities, technology providers and regulators from the DACH region (Germany, Austria, Switzerland) to discuss the latest developments, challenges and trends.

Siemens showcased a simulation framework for grid-friendly renewable energy communities as well as results from various simulation scenarios through two posters. The simulation framework is used for creating further scenarios to be used for the SENSE Smart Grid Use Case on Energy Communities, i.e., local renewable energy communities in a low-voltage distribution grid section. Relying on BIFROST as virtual testbed, the framework enables a quick and efficient execution of various simulation scenarios.

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Harald Loos übernimmt Co-Geschäftsführung der ASCR

Harald Loos übernimmt mit 15. März 2024 neben Matthias Gressel die Co-Geschäftsführung der Aspern Smart City Research GmbH (ASCR). Die ASCR gehört zu den größten und innovativsten Energieforschungsprojekten Europas und wird von Siemens, den Wiener Stadtwerken, Wiener Netzen, Wien 3420 und der Wirtschaftsagentur Wien vorangetrieben. Harald Loos bekleidet diese Position neben seiner aktuellen Tätigkeit als Leiter der zentralen Forschungseinheiten bei Siemens Österreich. In seiner Funktion als neuer Geschäftsführer der ASCR bringt Loos seine Expertise in den Bereichen Forschung und Digitalisierung ein. Außerdem hat er bereits langjährige Managementerfahrung und ist bei verschiedenen Forschungs- und Fördereinrichtungen vertreten, beispielsweise im Aufsichtsrat des Austrian Institut of Technology, im Senat der Christian Doppler Gesellschaft oder im FTI (Forschung, Technologie und Innovation) -Ausschuss der Industriellenvereinigung.

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3 Fragen an…

Madreiter Thomas ist Planungsdirektor der Stadt Wien . Er ist Experte für Planungsprozesse und koordiniert seit 2010 #SmartCityWien. In „3 Fragen an“ erklärt er, welche aktuellen Herausforderungen die Stadtentwicklung prägen. Außerdem erzählt er im Interview, welchen Stellenwert Smart Cities einnehmen und warum „effiziente Raumnutzung“ das Zauberwort der Zukunft ist.

DI Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien © MA18/Christian Fürthner

Welche Herausforderungen kommen auf die Stadtentwicklung & -planung die nächsten Jahre hinzu?

Ganz voran steht die Klimakrise. Bekannterweise stellt der Klimawandel gerade für Städte aufgrund ihres Hitzeinseleffekts eine zentrale Herausforderung dar – und Wien ist hier leider keine Ausnahme. Im Gegenteil, in unserem geographischen Bereich erfahren wir aktuell sogar eine doppelt so starke Erwärmung wie im globalen Durchschnitt! Faktum ist auch, dass die Umweltauswirkungen die Menschen in der Stadt sehr unterschiedlich betreffen. Das bedeutet, dass wir uns neben den laufenden Anstrengungen zum Klimaschutz bestmöglich und sozial gerecht auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten müssen, einschließlich extremer Wetterereignisse, Hitzewellen und anderer ökologischer Veränderungen. Niemand in der Stadt darf hier zurückgelassen werden.

Zudem verzeichnet Wien seit der Jahrtausendwende ein stetiges Bevölkerungswachstum, das auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Dazu gehören eine positive Geburtenrate, Zuwanderung aus dem In- und Ausland sowie eine vergleichsweise sehr hohe Lebensqualität, die Menschen dazu veranlasst, in die Stadt zu ziehen. Seit Herbst 2023 sind wir wieder eine 2-Millionen-Metropole! Klarerweise führt dieses Bevölkerungswachstum zu einem erhöhten Bedarf an Wohnraum, Infrastruktur und öffentlichen Dienstleistungen. Angesichts einer zunehmenden Diversität der Bevölkerung ist die Schaffung inklusiver Stadtviertel und die Förderung sozialer Integration eine zentrale Herausforderung.

Eng verbunden mit der Erreichung der Klimaziele stellt uns das Vorantreiben der Energiewende, der Mobilitätswende und der Ressourcenschonung vor höchste Herausforderungen. Allen drei gemeinsam ist, dass wir hier radikal und umfassend unsere bisherig tradierten konventionellen Systeme und -prozesse auch von der stadtplanerischen Seite her völlig neu denken müssen. Beispielsweise müssen wir Stadt ehestmöglich als Materialressource begreifen. Es gilt, mit endlichen Ressourcen unendlich lange auszukommen

Nicht zuletzt steht die Förderung des Wirtschaftsstandortes Wien hoch oben auf der Agenda. Hier geht es uns um eine ausgewogene Entwicklung, die Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen und die Förderung von Innovationen.

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Stadtverdichtung?

Stadtverdichtung spielt zweifelsohne eine entscheidende Rolle in der Bewältigung des wachsenden urbanen Raumbedarfs. Angesichts begrenzter Verfügbarkeit von Bauland ist eine qualitative und effiziente Raumnutzung das Zauberwort, um den steigenden Bedarf an leistbarem Wohnraum und notwendiger technischer, sozialer wie grüner Infrastruktur zu decken oder auch neue Arbeitsplätze zu schaffen. Nur mit qualitativer urbaner Dichte können wir die für uns wichtigen Grünflächen erhalten und schützen. Parks, Gärten und andere Grünzonen tragen wesentlich zur Lebensqualität in der Stadt bei, sie bieten nahgelegene Erholungsmöglichkeiten für die Menschen in der Stadt und natürliche Lebensräume für Fauna und Flora. Zudem können durch die kompakte Nähe von Wohn-, Arbeits- und Freizeiteinrichtungen lebendige Stadtviertel entstehen, die soziale Interaktion und Gemeinschaftsleben fördern. Dies reduziert tendenziell das Verkehrsaufkommen und trägt zur Förderung klimafreundlicher Verkehrsarten wie Zufußgehen oder Radfahren bei, was wiederum die Gesundheit, Lebensqualität und Zufriedenheit der Menschen in Wien verbessert. Ein entscheidender Aspekt bei städtebaulichen Verdichtungen ist die Beteiligung der Bürger*innen an den Stadtplanungsprozessen. Die Einbeziehung der Menschen in Entscheidungen zur Stadtentwicklung fördert erwiesener Maßen ein besseres Verständnis für lokale Bedürfnisse und trägt zur besseren Akzeptanz bei.

Energiewende, Mobilität & Digitalisierung, das sind die Trendthemen der nächsten Jahre. Welchen Beitrag leisten Smart Cities hier konkret?

Ich kann nicht für alle Smart Cities sprechen und beziehe mich daher rein auf die Stadt Wien:

Die Smart Klima City Strategie Wien fungiert als verbindliche Dach- und Nachhaltigkeitsstrategie. Sie definiert langfristige Ziele für Klimaschutz, Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft über alle städtischen Einrichtungen und Unternehmen, um Wien auf eine klimafitte Zukunft vorzubereiten. Die Mission ist klar: Hohe Lebensqualität für alle Wiener*innen bei größtmöglicher Ressourcenschonung durch soziale und technische Innovationen.

Für die Energiewende in Wien bedeutet das konkret, dass der Wiener Endenergieverbrauch bis 2030 zur Hälfte und 2040 vollständig von erneuerbaren bzw. dekarbonisierten Quellen gedeckt wird und wir bis 2040 aus der fossilen Wärmeversorgung gänzlich aussteigen. Zwei große Brocken am Weg zur klimaneutralen Stadt sind in diesem Zusammenhang die Solarstromoffensive (Errichtung von Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 800 Megawatt Peak bis 2030) und die Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf erneuerbare Energie. Mit der Initiative „100 Projekte Raus aus Gas“ wollen wir an ganz konkreten Projekten zeigen, wie der Umstieg der über 500.000 dezentralen Gasthermen funktionieren kann.

Wien unterstreicht seinen sozialen Ansatz der Smart Klima City auch im Mobilitätssektor. Dies zeigt sich beispielsweise in unserer Arbeit an der Mobilitätsgarantie, also dem Ziel, dass in Wien jeder und jede ohne einen PKW zu besitzen Mobil sein kann. Neben dem kontinuierlichen Ausbau von Infrastruktur für aktive Mobilität und öffentlichen Verkehr setzt die Stadt Wien zahlreiche strukturwirksame Maßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs, wie etwa die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf ganz Wien im Jahr 2022, oder auch den kontinuierlichen Ausbau von Sharingangeboten. Die Reduktion des Autoverkehrs ist die wesentliche Voraussetzung, um Flächen im Sinne der Klimaanpassung zu lebendigeren, nutzungsgemischteren Stadtteilen umzugestalten und eine Neuverteilung des öffentlichen Straßenraums zugunsten von aktiver Mobilität, Öffis und attraktiven Verweilmöglichkeiten zu erzielen.

Der Wiener Ansatz der Digitalisierung stellt ebenso klar die Wiener*innen in den Fokus. Wie kann uns Digitalisierung und technischer Fortschritt als Stadt helfen, das Leben aller Menschen in Wien zu erleichtern und noch lebenswerter zu machen? Im Sinnes des digitalen Humanismus soll die Chancengerechtigkeit und barrierefreie Teilhabe aller gesichert sein und Innovationen klar die Transparenz und Qualität unserer Prozesse erhöhen. Wir streben danach, z.B. das hochgesteckte Ziel „Wien ist Vorreiter für digitale Partizipation“ mit unserer digitalen Beteiligungsplattform (mitgestalten.wien.gv.at) und vermehrt digitalen Beteiligungsprozessen zu erreichen.

Abschließend lässt sich ganz allgemein für alle Smart Cities folgendes sagen:

Das klare Bekenntnis einer Smart City, diese (und auch weitere) Elemente ambitioniert anzugehen und zu kombinieren, trägt dazu bei, dass Städte nachhaltiger, effizienter und lebenswerter werden. Smart Cities tragen somit wesentlich dazu bei, die Herausforderungen der Energie- und Verkehrswende und fortschreitenden Digitalisierung anzugehen und Antworten auf die Klimakrise zu finden.

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3 Fragen an…

Manfred Rieger, Standortleiter und Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungsbereiches von Takeda in Österreich, erklärt im ASCR-Format „3 Fragen an“, warum aspern Seestadt das ideale Ökosystem für Unternehmen darstellt, wie der Bau von Green Buildings durch japanische Gärten inspiriert sein kann und welches Konzept hinter dem „Labor der Zukunft“ steht.

Manfred Rieger, Standortleiter und Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungsbereiches von Takeda in Österreich (c) Takeda Österreich

Warum hat Takeda seit mehr als 70 Jahren in Wien geforscht, und welche Gründe führten zur Auswahl der aspern Seestadt als zusätzlichen Standort?

Einer der Hauptgründe, warum wir in Wien auf 70 Jahre Forschungs- und Entwicklungsgeschichte mit Stolz zurückblicken können, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Talent. Wien hat traditionell ein sehr gutes Universitäts- und Hochschulsystem, das hervorragende Wissenschaftler*innen und Fachkräfte hervorgebracht hat. Eine gut ausgebaute Infrastruktur und eine hohe Lebensqualität waren und sind immer noch Anziehungspunkte für Talente aus anderen Bundesländern,  aber auch aus Zentral- und Osteuropa, die in der Stadt Wurzeln schlagen wollen.

Wir haben die aspern Seestadt powered by Wien 3420 AG als Standort für unser Labor der Zukunft gewählt, weil sie uns die besten Voraussetzungen bietet, diese Talente anzuziehen und zu fördern. Es gibt eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Verkehr und eine optimale Infrastruktur mit Bildungs- und Sporteinrichtungen, Geschäften und Grünflächen. Das Gebäude wird so geplant, dass es als Total Quality Building (TQB) nach den Qualitätskriterien der Seestadt Aspern zertifiziert werden kann – das umfasst auch Kriterien, wie gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel (was mit der U2-Station Seestadt gut erfüllt ist) und barrierefreie Zugänge. Elektroautos/-Räder können aufgeladen und rund 70 Räder überdacht abgestellt werden.

Darüber hinaus sehen wir wie der Bezirk sich zu einem Innovations- und Biotech-Hub in Wien entwickelt. Die Seestadt bietet das ideale Ökosystem für die Zusammenarbeit mit innovativen Unternehmen. Durch den Austausch von Know-how und Ressourcen strebt Takeda an, die Zusammenarbeit innerhalb der wissenschaftlichen Community zu fördern und auch dadurch den Fortschritt zum Wohle aller Patient*innen voranzutreiben.

Können Sie die Merkmale des geplanten Green Buildings erläutern, insbesondere im Hinblick auf den japanischen Garten?

Unsere Nachhaltigkeitsmerkmale machen dieses Projekt einzigartig. Wir verzichten auf die Verwendung von fossilen Energieträgern, da unser Gebäudekonzept eine Mischung aus Fern- und Erdwärme für die Klimatisierung vorsieht. Unseren Strombedarf decken wir durch Zukauf und Eigenerzeugung von Alternativenergien, wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft ab, weiters gibt es innovative Lösungen zur Energiereduktion, wie Abwärmerückgewinnung, Außenluftkühlung für Lüftungsanlagen, ein Gründach und indirekte Grundwassernutzung von eingeleiteten Regenabwasser, um unser Takeda Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen. Durch diese innovativen Betriebsformen unseres Gebäudes sparen wir bis zu 415 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr ein – das entspricht der Menge von 100 mit Erdgas beheizten Einfamilienhäusern.

In unserem Projekt erfüllen die Grünflächen eine Vielzahl an Funktionen. Die offenen Grüninsel und Terrassen werden wichtige Bereiche zum Nachdenken und Entspannen, zur Interaktion und zum Kontakt mit Kolleg*innen sein und erinnern an unsere japanischen Wurzeln. Bei der Gestaltung der Grünflächen ließen sich die Architekten und Landschaftsplaner von Takedas „Garden for Medicinal Plant Conservation“ in Kyoto (bzw. dem daraus abgeleiteten „Hirameki Garden of Inspiration“, einer virtuellen Darstellung der Takeda Unternehmensphilosophie) inspirieren. Diese Design-Entscheidung hat mit Ästhetik und der mehr als 240 Jahre langen Geschichte von Takeda zu tun, aber die Grünflächen sind auch ein Teil unserer Energiekonzepts. So z.B. wird unser Gründach auch zur Kühlung des Gebäudes und zur Filterung von Regenwasser beitragen.

Von besonderer Bedeutung ist auch die Gestaltung der außenliegenden Bewegungsflächen. Die Terrassen im 3. und 4. Obergeschoß sind durch einen überdachten, umlaufenden begrünten Korridor verbunden. So dass es den Kolleg*innen ermöglicht wird, sich leichter zwischen dem Innen- und Außenbereich zu bewegen und eine Abwechslung zur Arbeitsroutine zu erhalten.

Wie wird das ‚Labor der Zukunft‘ bei Takeda aussehen?

Das Labor der Zukunft ist ein Konzept, das die Gestaltung und Schaffung eines neuen Umfelds für schnellere, effizientere und kollaborative wissenschaftliche Arbeit ermöglicht. Unser zukünftiges Gebäude erfüllt die Anforderungen eines Labors der Zukunft, da es sehr Daten konzentriert, die Beschleunigung von Forschung & Entwicklung möglich macht, durch die immer effektivere Nutzung von Daten, Software- (einschließlich KI und maschinelles Lernen) und Automatisierungslösungen (einschließlich Robotik). Unser Projekt verfügt über ein flexibles und modulares Gebäudekonzept – ein so genanntes “ Ballroom“-Konzept – d.h. die Raumaufteilung in den Laborbereichen ist flexibel und kann einfach modular geändert werden, um diese hochkomplexen Räume unseren wechselnden Bedürfnisse anzupassen.

Das Gebäude wird eine Gesamtfläche von ungefähr 28.000 m2 aufweisen. Mehr als die Hälfte der Nutzfläche des Gebäudes dient unserer Kernkompetenz der Forschungs- und Entwicklungslabore, der Rest wird Büro-, Besprechungs- und Gemeinschaftsräumen, einer Cafeteria, inkl. einem modernen Konferenzbereich gewidmet, in dem wir uns mit der wissenschaftlichen Community und der Wiener Life-Science-Branche in Kontakt treten werden. Zudem wird es im Erdgeschoß ein Demo-Labor geben, das für Schulungszwecke von Schulen, Universitäten und Präsentationen von Firmen zur Verfügung steht.

In unserem neuen Gebäude werden wir unser langjähriges Know-how und unsere Erfahrung noch besser nützen können, um Arzneimittelinnovationen, von der Auswahl eines Produktkandidaten über alle präklinischen und klinischen Phasen bis zur Zulassung, zu entwickeln. All dies dank innovativer Technologien und effizienterer Zusammenarbeit schneller, besser, nachhaltiger und vorhersehbarer zu tun, ist für unsere Patient*innen von enormem Wert.

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Wiener Stadtteil erhöht Netzkapazitäten für mehr erneuerbare Energien mit Siemens-Software

  • Aspern Smart City Research (ASCR) beauftragt Siemens mit der Einführung der neuen Niederspannungssoftware LV Insights® X in aspern Seestadt in Wien
  • LV Insights® X, Teil des Siemens Xcelerator-Portfolios, ermöglicht es ASCR, einen digitalen Zwilling des Verteilnetzes zu erstellen und dieses flexibel zu managen

Siemens unterstützt Kunden weltweit weiterhin dabei, die Energiewende zu beschleunigen und hat kürzlich eine neue Niederspannungssoftware bei Aspern Smart City Research („ASCR“) in Wien eingeführt. Die Siemens-Software LV Insights® X ermöglicht es ASCR, das gesamte Niederspannungsnetz in aspern Seestadt, einem Stadtteil von Wien, zu visualisieren. aspern Seestadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Mithilfe eins digitalen Zwillings des Netzes kann ASCR kritische Abschnitte identifizieren, die nutzbare Kapazität des Netzes erhöhen und mehr erneuerbare Energien ohne zusätzlichen Netzausbau integrieren. Dies unterstützt die Maßnahmen zur weiteren Dekarbonisierung des Stadtteils.

„Datengestützte Erkenntnisse bilden die essenzielle Basis, um die wachsenden – und teilweise unvorhersehbaren – Herausforderungen im Stromnetz zu bewältigen und einen effizienten und zuverlässigen Netzbetrieb zu gewährleisten. In LV Insights® X sind wertvolle Einblicke und Analysen aus unserer langjährigen gemeinsamen Forschungstätigkeit mit der ASCR eingeflossen. Die ASCR ist ein Vorreiter auf dem Weg zu Netto-Null, und wir freuen uns, sie dabei zu unterstützen“, sagte Sabine Erlinghagen, CEO Siemens Grid Software.

„Die Nutzung dezentraler, erneuerbarer Energieressourcen ist wesentlicher Bestandteil für nachhaltige urbane Räume. Erhöhte Flexibilität und Transparenz sind der Schlüssel, um die Netzplanung und das Netzmanagement zu optimieren. Mit LV Insights® X können wir dies in aspern Seestadt auf ein völlig neues Niveau heben“, sagte Matthias Gressel, Geschäftsführer der ASCR.

LV Insights® X wurde im Juni 2023 auf den Markt gebracht und schafft die Grundlage für das flexible, anpassungsfähige und skalierbare Management von Niederspannungsnetzen. Auf Basis vorhandener Netzdaten kann die ASCR mit geringem Aufwand ein vollständiges digitales Abbild des Verteilnetzes erstellen und dieses dank echtzeitnaher Einblicke deutlich flexibler planen und betreiben. Die Software soll Verteilnetzbetreibern die Möglichkeit geben, die Ausfallzeiten, um bis zu 30 Prozent zu reduzieren. LV Insights® X ist Teil von Siemens Xcelerator, einer offenen digitale Business-Plattform, die die digitale Transformation für Kunden einfacher, schneller und skalierbar macht.

LV Insights® X ist eine sofort einsatzbereite Lösung mit kurzer Implementierungszeit. Die Software verfügt über offene Standardschnittstellen, die über eine einfache Drag-and-Drop-Steuerung konfiguriert werden können. Mit diesem neuen und flexiblen Konzept fügt sie sich nahtlos in die bestehende Systemlandschaft ein.

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3 Fragen an…

Grundlagen für Wiener Wärmewende

Mit der „Raus aus Gas“-Strategie hat die Stadt Wien ein umfassendes Maßnahmenprogramm geschaffen, bis 2040 die Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle in der Wärmeversorgung zu überwinden. Thomas Kreitmayer, der als Programmkoordinator von „Raus aus Gas“ für die strategische Umsetzung verantwortlich ist, erzählt in „3 Fragen an“, wie Wien bis 2040 zur klimaneutralen Stadt werden will.

Könnten Sie uns die konkreten Schritte und Bausteine erklären, um dieses Ziel zu erreichen?

Wien hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 zur CO2-freien Klimamusterstadt zu werden. Da etwa 30 % der leitzielrelevanten Emissionen auf den Gebäudesektor zurückzuführen sind, ist es unerlässlich, diesen zu dekarbonisieren, sprich, die Wärmeversorgung auf emissionsfreie Technologien umzurüsten.

In Wien sind heute etwa 600.000 Haushalte von fossiler Energie abhängig. Der Großteil davon heizt mit Gasetagenheizungen auf Wohnungsebene. Mit dem Konzept Wiener Wärme und Kälte 2040 hat man sich bis 2022 angesehen, welche Grundlagen angepasst bzw. geschaffen werden müssen, um die Wärmewende in Wien umsetzen zu können.

Wesentlich sind 3 Grundpfeiler. Es braucht:

  1. Einen geeigneten bundes- und landesrechtlichen Rechtsrahmen,
  2. Investitionskostenzuschüsse und finanzielle Unterstützungen für Sanierungen und Heizungstausch und
  3. Hinreichend Fachkräfte, um die im Rahmen der Wärmewende erforderlichen Leistungen umzusetzen.

Mit dem Umsetzungsprogramm Raus aus Gas 1 wird aktuell an der Schaffung dieser Grundlagen gearbeitet. Mithilfe eines Wärmeplans wird aufgezeigt werden, wo in Wien welche Möglichkeiten bestehen, auf emissionsfreie Wärmeversorgungstechnologien zu wechseln. Die Trägerrakete der Wärmewende ist in Wien die Fernwärme. Wo Fernwärme aus heutiger Sicht nicht darstellbar ist, werden Nahwärmelösungen oder Versorgungen einzelner Gebäude auf Basis von Wärmepumpenlösungen forciert.

 Mittels „100 Projekte Raus aus Gas“ wird aufgezeigt, wie die Dekarbonisierung unterschiedlicher Gebäude in der Realität funktioniert.

Ab 2026 wird dann aufbauend auf den geschaffenen Grundlagen und mit den Erkenntnissen, die man aus den 100 Demonstrationsprojekten gewinnen konnte, der große Rollout über die Stadt angestrebt.

Welche großen Probleme ergeben sich in Wien beim Wechsel der Wärme- und Kälteversorgung? Wie geht die Stadt mit diesen Herausforderungen um?

Es gibt sowohl soziale als auch technisch-wirtschaftliche Herausforderungen. Eine der größten Herausforderungen wird es sein, die Bevölkerung Wiens von den Vorteilen des Umstiegs zu überzeugen. Dazu wird es, ein neue Förderprogramme für die Sanierung der Gebäude als auch den Wechsel der Heizungssysteme geben. Ziel ist es, Wohnen in Wien leistbar zu halten. Von der technischen Seite her betrachtet, stellt der weitere Ausbau der Fernwärme eine herausfordernde Koordinationsaufgabe dar. Der Platz ist speziell in den inneren Bezirken, aber nicht nur dort, sehr eng und es gibt bereits jetzt sehr viele Einbauten im Wiener Untergrund, die in Raumkonkurrenz zu Fernwärmeleitungen stehen.

Dort wo verstärkt Wärmepumpenlösungen zur Anwendung kommen sollen, muss vielfach das Stromnetz ertüchtigt werden, was auch wieder eine komplexe Einbautenkoordination nach sich zieht. Gleichzeitig birgt die Weiterentwicklung der Energieinfrastruktur aber auch wieder großes Potenzial für eine Neugestaltung des öffentlichen Raums.

Um die induzierten Investitionsbedarfe bewältigen zu können, arbeiten Finanzexpert*innen der Stadt Wien bereits jetzt sehr intensiv an der Schaffung von geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten und passen bestehende Förderungsangebote im Sinne der Zielerreichung weiter an.

Zuletzt soll noch erwähnt werden, dass auch die Unterstützung der Österreichischen Bundesregierung nötig sein wird. Es gibt einige Gesetzesmaterien (wie zum Beispiel das Mietrecht oder das Gaswirtschaftsgesetz), die angepasst werden müssen. Und nach der Kompetenzrechtlichen Aufteilung zwischen Bund und den Ländern muss hierbei der Bund tätig werden.

Gibt es bereits erste Pilotprojekte in Wien, die innovative Lösungen für klimafreundliche Wärme und Kälte erproben? Könnten Sie uns ihre bisherigen Ergebnisse oder Erfahrungen teilen?

Ja, die gibt es tatsächlich. Die Stadt Wien – Energieplanung (Magistratsabteilung 20), betreut die erwähnte Initiative „100 Projekte Raus aus Gas“. Diese dokumentiert, wie verschiedene Gebäude mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf emissionsfreie Wärmeversorgungssysteme umgerüstet wurden. Dabei werden nicht nur technische Aspekte beleuchtet, sondern auch finanzielle und soziale Beweggründe aufgezeigt, die ausschlaggebend für die Transformation waren.

Um die Bandbreite an bereits erfolgten Umsetzungen zu umreißen, sei angeführt, dass unter den 100 Projekten bspw. ein Gründerzeithaus im 2. Bezirk zu finden ist, das auf Passivhaus-Niveaus saniert wurde. Bei diesem wurde die ursprüngliche fossile Wärmeversorgung nachträglich auf eine Grundwasserwärmepumpe umgestellt.

Ein anderes Beispiel zeigt einen gründerzeitlichen Block im 17. Bezirk, bei dem mehrere Gebäude thermisch-energetisch ertüchtigt wurden und nunmehr mithilfe eines gemeinsamen Anergienetzes (kalte Fernwärme) unter Nutzung von Erdwärme und Solarenergie versorgt werden. Durch den Einbau von Niedrigtemperatur-Wärmeabgabesystemen ist es in den Wohnungen nun auch möglich, einer sommerlichen Überwärmung entgegenzuwirken.

Die Technologien, um Gebäude hocheffizient und umweltschonend zu beheizen, bestehen alle seit Langem. Nun gilt es, diese auch flächig zur Anwendung zu bringen und unseren Bestand nicht nur in die energietechnische Gegenwart zu holen, sondern die Stadt zukunftsfit zu machen.

 

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3 Fragen an…

In unserer Reihe „3 Fragen an“ haben wir im Zuge des Smart City Forums „Raus aus Gas“ Herrn Erik Sewe von den Hamburger Energiewerken 3 Fragen dazu gestellt, wie Hamburg bis 2045 mit der Elbe seinen Weg zur Klimaneutralität gestaltet.

Im Zeitalter, in dem Klimawandel und Energieeffizienz an oberster Stelle stehen, hat Hamburg die Einzigartigkeit seiner Wasserlandschaft erkannt. So soll die transformative Kraft der Elbe im zukünftigen Energiepark Tiefstack genutzt werden. Erik Sewe gestaltet in der Systemplanung und Innovation die Wärmewende der Hamburger Energiewerke GmbH mit. In „3 Fragen an“ erfahren Sie, wie Hamburg bis 2045 seinen Weg zur Klimaneutralität gestaltet und von der Elbe als regenerativer Energiequelle profitiert.

Was sind die Hauptunterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Hamburger und der Wiener Energieversorgung, insbesondere in Bezug auf Energiequellen?

Die Netze beider Städte versorgen viele Bürger*innen sowie Unternehmen mit Wärme. Sowohl in Wien als auch in Hamburg tragen Dekarbonisierung und Wachstum der Wärmenetze einen entscheidenden Teil dazu bei, um die jeweiligen Klimaziele zu erreichen. Bis 2045 setzen wir schrittweise die Klimaneutralität um, vergrößern das Netz und weiten das Erzeugerportfolio aus. Das erreichen wir unter anderem durch den Bau von Wärmepumpen. Diese werden Wärme aus der Elbe, aus industriellen Prozessen oder aus Abwasser entnehmen und für die Fernwärme nutzbar machen. Die thermische Abfallbehandlung wird in der klimaneutralen Versorgung einen signifikanten Anteil beitragen. Aktuell treiben wir der Kohleausstieg in Hamburg mit viel Energie voran.

Inwiefern spielt die Elbe eine wichtige Rolle bei der Hamburger Energiewende, und könnte ein ähnlicher Ansatz mit der Donau auch in Wien umgesetzt werden?

 An der Elbe haben wir logistisch sehr gut angebundene Kraftwerksstandorte. Darüber hinaus wird das Elbwasser eine wichtige Wärmequelle für unsere Großwärmepumpen sein, mit der wir einen großen Teil der Mittellast der Fernwärme decken werden. Laut meiner Kenntnis kann in Wien schon neben dem Kühlwasser des Kraftwerks Simmering auch die Umgebungswärme des Donaukanals als Wärmequelle dienen.

Welche Technologien werden in Hamburg aktiv gefördert, um die Energiewende zu unterstützen und den geplanten Kohle-Ausstieg zu erreichen?

Das breite Angebot steht einem starken Wandel gegenüber. Aus den vielen Fördermöglichkeiten möchte ich eine herausgreifen: Für die Transformation der Wärmenetze gibt es seit Ende 2022 das Programm Bundesförderung für effiziente Wärmenetze. Dieses unterstützt eine Vielzahl von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Die Module reichen von der Erstellung von Machbarkeitsstudien und Transformationsplänen über die Förderung der darin erarbeiteten Maßnahmenpaketen bis hin zur Betriebskostenförderung für neu errichtete Wärmepumpen. Der Bund fördert dabei sowohl Erzeugungsanlagen als auch Netzmaßnahmen und Planungsleistungen.

 

 

 

 

 

 

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ASCR Smart City Forum „Raus aus Gas“

Wärmewende erfordert Technologie-Mix

Im Rahmen des „Smart City Forum“ der Aspern Smart City Research GmbH, dem größten Energieforschungsprojekt Europas, kamen im Democenter in aspern SeestadtExpert*innen zusammen, um über eine saubere Energiezukunft zu diskutieren. Erik Sewe (Hamburger Energiewerke) führte mit einer Keynote in den Abend. Gemeinsam mit Moderator Harald Loos (Siemens Österreich AG) diskutierten Christian Bugl (Takeda), Daniela Huber (Sozialbau AG), Matthias Gressel (ASCR) sowie Gregor Glatz (Siemens Österreich AG) über Raus aus Gas-Strategien. Thomas Kreitmayer (Stadt Wien) gab abschließend Einblicke in die ambitionierten Pläne der Stadt. Des Weiteren erhielten die Teilnehmer*innen in kurzweiligen Impulsvorträgen Einblicke in die Ergebnisse von drei Forschungsprojekte der ASCR.

Von etwa einer Million Wiener Haushalten werden bereits 400.000 per Definition mit klimaneutralen Energielösungen beheizt. Die verbleibenden 600.000 müssen bis 2040 auf saubere Energiequellen umgestellt werden. „Um die Wärmewende bis 2040 zu gestalten, ist es wichtig, sämtliche Stakeholder entlang der Energieversorgung mitzudenken und über den Tellerrand hinauszublicken, sich auszutauschen und offen für Neues zu sein“, betonten Matthias Gressel und Georg Pammer, Geschäftsführer der ASCR, in ihrer Begrüßung.

Hamburg verabschiedet sich von Kohle

Was für Wien „Raus aus Gas“ heißt, ist für Hamburgs Fernwärme „Raus aus Kohle“ – Hamburgs Stadtnetz wird heute zu großen Teilen durch Kohle versorgt. Damit einhergeht ein umfassender Ersatz der beiden Hamburger Kohleheizkraftwerke durch zwei neue modulare Erzeugerparks, die den vollständigen Kohleausstieg bis spätestens 2030 gewährleisten. So entsteht am Standort in „Tiefstack“ ein Energiepark, für den das Heizkraftwerk Tiefstack auf den wahlweisen Einsatz von Erdgas oder nachhaltige, holzartige Biomasse umgestellt wird, um die Wärmeversorgung bedarfsabhängig und damit vorwiegend im Winter abzusichern. Damit profitiert Tiefstack von der bereits vorhandenen Infrastruktur. Der überwiegende Teil der Wärme von zirka 70 bis 80 Prozent wird durch klimaneutrale Wärmequellen erzeugt, darunter Abwärme aus Industrie und Müllverwertung. „Herzstück des Energieparks Tiefstack bilden zwei große Flusswärmepumpen. Sie sollen allein rund 130.000 Hamburger Haushalte klimaneutral versorgen“, rechnet Erik Sewe, Innovation und Systemplanung bei Hamburger Energiewerke, vor.

Wien schafft Grundlagen für Wärmewende

Wien beabsichtigt, bis 2040 fossile Abhängigkeiten in der Raumwärmebereitstellung zu überwinden. Wesentliche Grundlagen dazu bestehen in einem geeigneten Rechtsrahmen, einem langfristigen Finanzierungsplan, der Schaffung von gezielten Förderungen und Maßnahmen zur Qualifizierung von ausreichend Fachkräften, so Thomas Kreitmayer, Programmkoordinator „Raus aus Gas“ der Stadt Wien. Die technische Trägerrakete der Wärmewende besteht in der Fernwärme, da über diese klimafreundliche Wärme auch in historische, dicht besiedelte Stadtteile transportiert werden kann, wo umfassende Sanierungen nicht flächendeckend umsetzbar sind und daher eine Versorgung mit erneuerbaren Energien vor Ort nicht darstellbar ist. Im dichtbebauten Stadtgebiet wird Fernwärme die zukunftsfähigste Heizform sein und seit Jahren laufend ausgebaut. In weniger dicht besiedelten Bereichen und Randgegenden werden Wärmepumpenlösungen angestrebt, die neben Umweltwärme auch die Abwärme von Gewerbe und Industrie nutzen können. Das Ziel sei, bis 2025 die erforderlichen
Grundlagen zu schaffen, mithilfe einer effektiven Öffentlichkeitsarbeit über das Vorhaben zu informieren und Erfahrungen aus pilothaften Umsetzungen zu gewinnen. Basierend darauf soll ab 2026 der Rollout über die gesamte Stadt beginnen.

Herausforderungen auf vielen Ebenen: Von Bestandssanierung über soziale Fragestellungen bis hin zur
Netzinfrastruktur

Die Dekarbonisierung einer Millionenstadt erfordert zahlreiche Schritte. Als Systembetreiber wie Siemens gehe es vor allem um die Energieverteilung und sinnvolle Nutzung der Energie. „Wir müssen uns sehr stark auf die Revitalisierung von Gebäuden fokussieren und sicherstellen, dass Gebäude effizient betrieben werden“, erklärt Gregor Glatz, Head of Siemens Niederösterreich. So habe die ASCRForschung gezeigt, dass bei modernen Gebäuden Softwarelösungen unter Anwendung von künstlicher Intelligenz Potenziale heben könne. Bei Bestandsobjekten liege aber der größte Hebel in der wärmegerechten Sanierung, so der Experte weiter.

Christian Bugl, Head of EHS, Ethics & Compliance, Sustainability bei Takeda, betonte, dass die größte Herausforderung in der Energiewende in der Verfügbarkeit des Stroms liegt. Der Rückgang des Gasverbrauchs wird einen gleichzeitigen Anstieg des Bedarfs an elektrischer Energie mit sich bringen. Bugl dazu: „Wir werden Energieverbünde benötigen, um so wenig Strom wie möglich zu verbrauchen.“ Standortpolitische Faktoren würden für die Energieversorgung von Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, wobei lokale Netzwerke und Energieverbünde eine entscheidende Funktion übernehmen können. Das zeigt sich auch am Bau des neuen Forschungs- und Entwicklungslabors von Takeda in aspern Seestadt. Bei diesem Gebäude wurde besonders auf Energieeffizienz und den Einsatz sauberer Energiequellen gesetzt. Dabei wird Dampf durch Prozessoptimierung so gut wie möglich vermieden und dieser Restdampf mittels Stroms erzeugt, sodass auf einen Anschluss an das Gasnetz verzichtet werden konnte. Der Standort sowie die hervorragende Infrastruktur in aspern Seestadt erfüllen diese Anforderungen in idealer Weise.

Schließlich sei auch für die Sozialbau AG nicht nur der ökologische Gedanke ein Treiber, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung von großer Bedeutung. „Es ist unsere soziale Verantwortung, die Menschen nicht im Stich zu lassen, insbesondere angesichts steigender Energie-Preise“, ergänzt Daniela Huber, Abteilungsleiterin der Sozialbau AG. Matthias Gressel, ASCR Geschäftsführer fasst die Herausforderungen zusammen, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. „Wir werden einen Mix verschiedener Technologien benötigen. Die Belieferung mit CO2-neutraler Energie ist der letzte Schritt einer Reihe von Maßnahmen, von denen der Ausbau der Netzinfrastruktur ein wichtiger Meilenstein ist“, erklärt Gressel.

Vor dem entspannten Netzwerkabend präsentierten Stefan Lendl, Projektleiter Energieprojekte und – konzepte bei Wien Energie, und Lukas Hammerer, Forschungsexperte bei Wien Energie, Ergebnisse aus drei Use Cases der ASCR.

Wissenstransfer von Neubau zum Bestand

Im Use Case 5b „Fußbodenkühlung“ wurden deutliche Erfolge mit einer alternativen Nutzung der Fußbodenheizung erzielt – im Rahmen des Projektes wurden ausgewählte Wohnungen durch die Fußbodentemperierung im Mittel um über 2 Grad im Sommer gekühlt. Die gewonnenen Erkenntnisse legten die Basis, dieses Wissen auch für neue Forschungsanlagen zu nutzen. Im Use Case 5a untersuchte das Team rund um Forschungsleiter Stefan Lendl die lokale Nutzung von Abwärme, also der Warmwasseraufbereitung im Haus, die regionale Nutzung – nämlich das Fernwärmenetz als Wärmestraße, und zuletzt auf saisonaler Ebene, die Geothermie als Wärmespeicher. Die Ergebnisse aus verschiedenen Lösungsansätzen im Neubau bilden ein stabiles Fundament für die Umsetzung in Bestandsgebäuden im Zuge der Wärmewende.

Dekarbonisierung möglich, intelligentes Lademanagement für E-Mobilität notwendig

Im Use Case 9 „Dekarbonisierung“ rund um Forschungsleiter Lukas Hammerer, entwickelte das ASCRForschungsteam ein „Bottum-up“- Modell, welches die CO2-arme Energieversorgung und ihre Wirkung auf das Niederspannungsnetz veranschaulichen soll. In fünf verschiedenen Referenzgebieten wurden die Bedingungen für die zukünftige Dekarbonisierung untersucht und anschließend auf Wien skaliert. Diese Gebiete zeichneten sich durch vielfältige Infrastrukturen aus, um sämtliche Aspekte einer Großstadt zu berücksichtigen. Sie reichten von historisch geprägten Gründerzeithäusern und Gemeindebau über gemischte Stadtteile bis hin zu dicht bebauten urbanen Gebieten sowie Wohnvierteln mit Kleingärten und Einfamilienhäusern. Die Ergebnisse zeigen: In Summe sollten Wärme- und Energiebedarf von Gebäuden sinken, beispielsweise durch Effizienzsteigerung, Sanierung und Neubau. „Elektromobilität spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Dekarbonisierung. Wenn das Laden nicht intelligent gesteuert wird, führt dies zu erheblichen Anforderungen an den Netzausbau, während intelligentes Laden solche Ausbaumaßnahmen minimieren kann“, betonte Hammerer abschließend.

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Neue App, noch mehr Daten

Die Stromnetze stehen durch die Integration von E-Mobilität vor großen Herausforderungen. Denn: Laden viele Autos gleichzeitig, muss das Netz zusätzlichen Strom zur Verfügung stellen. Smarte Ladestationen können helfen, das Netz zu entlasten. Der Use Case 11 „Smart-Charging“ zielt genau darauf ab: Es soll eine Infrastruktur zur optimierten Lastverteilung in E-Ladevorgängen entwickelt werden, ohne dass die Nutzer*innen dabei Komforteinbußen erfahren.

Die intelligente Lade- und Regelungsinfrastruktur im Seehub in der ASCR, weiß zu jeder Zeit, wie viel Strom auf dem Dach erzeugt wird und wie stark das Stromnetz ausgelastet ist.

Das Forschungsteam rund um Use Case-Leiter Michael Schuff hat nun eine neue App eingeführt, die alle relevanten Smart-Charging-Parameter berücksichtigt. Die Anzahl der Testpersonen steigt weiter an. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das Laden zunächst mit geringerer Leistung beginnt und später auf eine höhere Leistung angehoben wird. Diese Erkenntnis ermöglicht nun eine gezielte Planung der Ladevorgänge mithilfe des „DEOP“-Systems. Distributed Energy Optimization (DEOP) ist eine cloudbasierte Software zur effektiven Verwaltung verteilter Energieressourcen.

Seit Dezember 2022 unterstützt Christian Oberbauer vom Forschungsunternehmen BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH das Forschungsteam des Use Case 11 „Smart Charging“. Als Researcher im Bereich „Mikronetze und smarte Energiesysteme“ koordiniert er unter anderem die Integration von Ladeinfrastruktur im „Microgrid Forschungslabor für 100 % dezentrale und erneuerbare Energieversorgung“ am Standort Wieselburg in Zusammenarbeit mit Wien Energie zur Erforschung von intelligentem Lademanagement von E-Autos. Durch die aktive Mitarbeit am ASCR Testbed SEEHUB wurden so die neue Schnellladestation „SICHARGE-D“ der SIEMENS installiert, die aktualisierte ASCR Smart Charging App ausgerollt und die Parkplatzsensoren erfolgreich getestet.

Die dynamische und flexible Kompaktladesäule SICHARGE D berücksichtigt intelligent den individuellen Leistungsbedarf der Elektrofahrzeuge und ermöglicht somit optimierte Ladezeiten.

Parallel werden verschiedene Parksensoren getestet und mit den Ladedaten verglichen, um herauszufinden, welche Sensorentypen am besten funktionieren. Denn auch die Zuverlässigkeit der Sensoren ist von besonderer Bedeutung für eine intelligente Ladeinfrastruktur.

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ASCR entwickelte Regler für größtes Hybridkraftwerk Österreichs

Energiewende: Kleines Kästchen, große Wirkung

Hybride Kraftwerke, die erneuerbare Energie aus mehreren Quellen wie Sonne oder Wind gewinnen, können Strom konstanter in das Netz einspeisen. Seit Jahresbeginn ist das größte Hybridkraftwerk Österreichs in Trumau am Netz. Mehrere Kleinkraftwerke versorgen dort über 17.400 Haushalte mit sauberem Strom aus Wind und Sonne. Möglich macht das ein im Rahmen der Aspern Smart City Research (ASCR) entwickelter Hybridregler. Dieser kann den Kraftwerkspark von Wien Energie intelligent und selbstständig regeln und damit wechselnde Wetterbedingungen netzstützend ausgleichen.

Im Hybridkraftwerk „Trumau“ von Wien Energie befinden sich 17.888 PV-Paneele, mit einer Fläche von rund 13 Fußballfeldern und ein Windpark mit acht Windrädern. Diese Kraftwerke steuert ein im Rahmen der Aspern Smart City Research, dem größten Energieforschungsprojekte Europas, entwickelter Hybridregler. Ein ASCR-Forschungsteam hat gemeinsam mit Wien Energie und Siemens eine Software konzipiert, die Erzeugungseinheiten smart steuern und technischen Vorschriften des Netzes erfüllen kann. Die Besonderheit: Erstmals wurde ein solcher Regler in ein hybrides Kraftwerk dieser Größenordnung implementiert. Dieser kann nun für zukünftige Hybridkraftwerke genutzt und damit den Umstieg auf saubere Energieversorgung maßgeblich vorantreiben. Dafür wurde im Rahmen des ASCR-Forschungsprogramms eine Konformitätssimulation sowie -analyse durchgeführt. Dabei geht es darum, sicherzustellen, dass der Anschluss des Hybridkraftwerk vollständig umgesetzt wird.
„Durch die Kombination von Wind- und Solarenergie lässt sich die bestehende Netzinfrastruktur noch effizienter einsetzen. Mehrere Kleinkraftwerke bringen jedoch auch zusätzliche technische Anforderungen mit sich“, erklärt Alma Kahler, Geschäftsbereichsleiterin Asset Entwicklung und Management von Wien Energie. Schließlich zieht die zentrale Netzanschlussstruktur einen individuellen Netzanschluss für jedes einzelne Kraftwerk vor. Das führe zu erheblichen Infrastrukturkosten, so die Expertin.

Mehrere Energieträger zur Stromerzeugung

Seit Jahresbeginn speist Trumau rund 27,6 Megawatt aus Windenergie und 9,7 Megawatt aus der PV-Anlage für mehr als 17.000 Haushalte ein. Im Gegensatz zu Großkraftwerken erzeugt ein Hybridkraftwerk Energie aus verschiedenen sauberen Quellen wie Solarenergie oder Windkraft. Durch die Kombination verschiedener regenerativer Energiequellen wird die vorhandene Netzinfrastruktur optimal genutzt. So treten bei Sonnen- oder Windenergie sogenannte Gleichzeitigkeiten selten auf: ein sonniger, aber windiger Tag ist eher die Ausnahme. Durch die vermehrte Einspeisung von Kleinkraftwerken aus unterschiedlichen Energieträgern ist das Hybridkraftwerk damit in der Lage, viel konstanter Strom zu erzeugen als einzelne Photovoltaik- oder
Windparks. Wird mehr Energie geliefert, als gerade benötigt wird, kann dieser zwischengespeichert
und bedarfsgerecht zugeführt werden.

Ohne Regler dürfte das Kraftwerk nicht ans Netz gehen

„Damit ein Kleinkraftwerk ans Netz gehen darf, muss es denselben technischen Anforderungen entsprechen wie Großkraftwerke“, weiß Kahler. Darunter fällt etwa die TOR. Dieses technische Regelwerk legt technische und organisatorische Regeln (TOR) für Betreiber und Benutzer von Netzen fest. Sie definieren beispielsweise Standards, wie die verschiedenen Netze miteinander verbunden und genutzt werden können. Damit Hybridkraftwerke alle Vorgaben gemäß der TOR erfüllen, leistet der ASCR-Regler einen zentralen Beitrag.

Hybridregler, ©ASCR/Andreas Tischler„Um Gleichzeitigkeiten zu vermeiden, die potenziell zu Überlastungen des Netzanschlusses führen könnten, kann der Hybridregler den Kraftwerkspark selbstständig und smart regeln“, so Robert Tesch, Leiter des Bereichs Elektrifizierung und Automatisierung bei Siemens Österreich. In Trumau sind zwei Windparks geografisch voneinander getrennt. Auch bei geringen Distanzen kann es  aber bereits zu unterschiedlichen Windverhältnissen kommen, die smarte Steuerung lotet diese Ungleichheiten jedoch aus. Die Umsetzung erfolgte in einer SICAM A8000. Das ist ein Automatisierungs- und Fernwirkgerät von Siemens, welches die Anforderungen für die Regelung der unterschiedlichen Einspeisetypen optimal unterstützen und gemäß der TOR darstellen kann.