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Innovationen für nachhaltige Energiezukunft

Das größte Energieforschungsprojekt Europas, die Aspern Smart City Research GmbH (ASCR) startet die dritte Programmperiode, die von 2024-2028 unter dem Motto „ASCR NeXt Level. 2028“ läuft. Die dritte Phase des Forschungsprojektes baut auf einem “Living Lab” und bereits etablierten Innovationen auf und strebt nach einer ganzheitlichen Lösung für die Energiezukunft im urbanen Raum. Der Startschuss für erste Projekte ist bereits gefallen: in aspern Seestadt entsteht der Blueprint eines digitalisierten, elektrischen Verteilnetzes als Ermöglicher der Energiewende, Umstiegsmöglichkeiten eines Gründerzeithauses auf saubere Energie werden untersucht, sowie das Technologiezentrum der Wirtschaftsagentur Wien wird im Bereich der Energieversorgung automatisiert.

„Die Stadt Wien beschäftigt sich schon seit langem mit der Energiewende und setzt dabei auf evidenzbasierte Lösungen, die im Zusammenspiel von Forschung und Wirtschaft entwickelt wurden. Die ASCR ist ein Erfolgsbeispiel für eine solche Kooperation – so, wie es aspern Seestadt international für eine moderne Smart City ist. Modernste Technologie, Benutzer*innenfreundlichkeit und Ressourcenschonung stellen dabei die Prämissen dar. So stellt Wien als Pionier die Weichen für eine dekarbonisierte Energiezukunft“, freut sich Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke, über den Start der neuen Programmperiode.

Die Forschungsgesellschaft wurde 2013 gegründet und befindet sich mittlerweile in der dritten Phase „ASCR NeXt Level“ (2024 – 2028). Die erreichten Innovationen und bereits auf dem Markt befindlichen Lösungen haben internationale Beachtung und Anwendung gefunden. In der dritten Phase werden die bisher erarbeiteten Innovationen in agiler Art und unter Verwendung neuester Technologien auf die Stadt skaliert. . Dazu sehen die Gesellschafter rund 36 Millionen Euro vor, wovon rund 26 Millionen Euro in die Forschungstätigkeiten und rund vier Millionen Euro in den weiteren Aufbau und Betrieb von Infrastruktur fließen.

 

Gerhard Fiegel, Peter Hanke, Patricia Neumann, Peter Weinelt, Matthias Gressel, Harald Loos, Gerhard Hirczi, Thomas Maderbacher

ASCR setzt ein neues Level

„Im internationalen Vergleich sehen wir, dass die ASCR europaweit und darüber hinaus das einzige Living Lab in dieser Größenordnung und Komplexität ist, das mit realen Systemen und Infrastrukturen agiert und gemeinsam mit Kund*innen im Bereich Gebäude und Energienetze an Lösungen für die Zukunft arbeitet – vom smarten Stromnetz bis zur intelligenten Ladeinfrastruktur und dem automatisch gesteuerten klimaneutralen Haus“, so Patricia Neumann, CEO Siemens AG Österreich. In der dritten Forschungsphase werden neben dem bisherigen Living Lab in der aspern Seestadt auch andere repräsentative Gebäude und städtische Infrastruktur der Stadt Wien miteinbezogen. Dazu zählen Gründerzeithäuser und Gebäude mit gewerblicher Nutzung im innerstädtischen Bereich sowie Krankenhäuser (Klinik Floridsdorf) und Industrie. Mit diesem Mehr an Forschung agiert die Stadt Wien konsequent gemäß ihrer Smart City-Strategie.

Der Paradigmenwechsel im Energiesystem und in der städtischen Infrastruktur bringt neue Herausforderungen mit sich, denen sich das Konsortium im Rahmen der folgenden Themenbereiche stellt.

  1. Raus aus Gas im Bestandsgebäude für Wohnen und Arbeiten

Als stark wachsende Metropole benötigt die Stadt Wien eine Infrastruktur die Innovation, Digitalisierung und Klimaschutz miteinander vereint. Für die Wiener Stadtwerke-Gruppe als neuer Gesellschafter ist es wichtig, diese Themen in Forschungsprojekte der ASCR zu übersetzen. Ein Schwerpunkt widmet sich daher der Herausforderung, technische und soziale Lösungen zu entwickeln, um in bewohnten Bestandsgebäuden, z. B. auch in Wiener Gründerzeitgebäuden, von fossilen auf erneuerbare Energieträger umzurüsten – kostengünstig und ohne Beeinträchtigung der Mieter*innen.

„Wir gewährleisten für alle Wiener*innen auch und in Zeiten der Energiewende höchste Versorgungssicherheit. Dabei haben der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und der effiziente Einsatz von Investitionen absolute Priorität. Gelebte Innovationen und Wissenstransfers bieten uns mit unserem Einstieg bei der ASCR eine hervorragende Basis, an der Energiezukunft zu arbeiten“, so Peter Weinelt, Generaldirektor der Wiener Stadtwerke-Gruppe.

Die Wiener Stadtwerke-Gruppe bzw. die Wirtschaftsagentur Wien haben gemeinsam mit der ASCR zwei Bestandsgebäude, (eines mit Büro-, das andere mit Wohnnutzung) in Wien für den Gasausstieg ausgewählt, um einen Blueprint für die gesamte Stadt zu entwickeln. Im Forschungsfeld stehen neben dem Umstieg, der im Wohnbau sozialwissenschaftlich begleitet werden soll, vor allem die Energie- und Kosteneffizienz der Anwendungen im Fokus. Außerdem werden Rollout-Szenarien entwickelt, die die Netzinfrastruktur und den Netzausbau miteinbeziehen. Aus dem Forschungsprojekt soll ein Leitfaden entstehen, der Gebäudeträger und Netzbetreiber Erkenntnisse für einen sicheren Umstieg liefern kann. Dabei werden Forscher*innen Fragestellungen bearbeiten – welche Energieträger Sinn machen, wie thermische Optimierung umgesetzt wird und wo es smarte Sensorik braucht.

  1. Vom smarten zum autonomen Gebäude

In der letzten Forschungsphase wurden die „Testbeds“, also die Forschungsgebäude der ASCR, mit intelligenter Technik ausgestattet. Viele Millionen Datensätze konnten auf diese Weise gesammelt und darauf aufbauend neue Lösungen entwickelt und erprobt werden. Die gesammelten Daten werden in Form eines digitalen Zwillings über die gesamte Lebenszeit sowohl Bau als auch Facility Management zur Verfügung gestellt. Nun geht die ASCR einen Schritt weiter und macht die Gebäude wie das Technologiezentrum Seestadt zu „autonomen“ und „resilienten“ Gebäuden. Eine Voraussetzung für den autonomen und effizienten Betrieb ist die Zufriedenheit der Nutzer und die Funktionsfähigkeit der Gebäude selbst. Deshalb werden in einem gesamtheitlichen Ansatz neben der Betrachtung des Energiesystems auch Sicherheitssysteme wie Brandschutz und Personenmanagement (Zutrittssysteme und Logistik) sowie Cyber Security berücksichtigt.

„Durch die Verbindung der realen und digitalen Welten wollen wir einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Dies gelingt uns nur im Ökosystem mit unseren Partnern der Stadt Wien und darüber hinaus involvierten Expert*innen. Durch die bereits etablierte Plattform Building X machen wir die Komplexität eines Gebäudes beherrschbar und erlauben einen zentralen Zugriff auf Daten und Systeme. Dadurch lassen sich individuelle Lösungen bauen, was zu einer deutlichen Verbesserung der Gebäudeleistung führt und Gebäude nachhaltiger macht. Dazu kommt, dass Expert*innenn einfach auf die Fülle an Daten zugreifen und so beispielsweise Defizite vorzeitig erkennen können“, betont Patricia Neumann, CEO Siemens AG Österreich. Die „intelligenten Gebäude“ der Zukunft verfügen über digitale Steuerung und selbstlernende Systeme. So können diese intelligenten Gebäude ihre inhärent vorhandenen Flexibilitäten selbst zur Dekarbonisierung nutzen, aktiv am Energiemarkt vermarkten oder Netzbetreibern anbieten und somit einen Beitrag zur systemischen Dekarbonisierung leisten – hierdurch lassen sich die Energiekosten der Gebäude minimieren.

  1. Ganzheitliche Quartierlösungen am Beispiel aspern SeeCarré

Neben Lösungen für einzelne Gebäude geht es erstmals auch um eine ganzheitliche Energieversorgung für Quartiere, die z. B. den Betrieb von Energiegemeinschaften ermöglicht. So werden Fernwärme und -kälte in gesamthafte Stadtplanung integriert – und Konzepte entwickelt, wie sich über unterschiedliche Gebäude hinweg die Abwärme im Sommer sinnvoll nutzen lässt. Ein geplantes Projekt, das die ASCR gemeinsam mit Wien 3420 erarbeitet, ist ein Energiekonzept für ein Quartier in aspern Seestadt. Die ASCR berät mit dem Ziel, die unterschiedlichen Interessen von Wohnbau, Handel und Bürobetrieb in einem ganzheitlichen Energiekonzept zu vereinen und skalierbare Lösungen für Stadtquartiere der Zukunft anzubieten. Zudem werden neuartige Zusammenarbeitsmechanismen zwischen den Stakeholdern im Rahmen von Quartierswerkstätten erarbeitet.

  1. Digitale Umgebung für agiles Forschen am Stromnetz der Zukunft

Eine Energiewende mit volatiler Einspeisung elektrischer Energie beispielsweise aus Photovoltaik-Anlagen und Windkraftanlagen kombiniert mit steigendem Strombedarf mit erhöhter Gleichzeitigkeit durch Wärmepumpen und Elektroautoladung bedeutet eine große Herausforderung für die Verteilnetzinfrastruktur. Bis 2030 will Österreich seinen Strombedarf vollständig aus erneuerbaren Quellen decken. Wie müssen flexible, resiliente und intelligente Stromnetze daher beschaffen sein? Wie lässt sich eine Vielzahl neuer und unterschiedlicher Teilnehmender optimal integrieren? Wie gehen die Netze mit unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Nutzer*innen und Marktteilnehmer*innen um?

Unter der Prämisse, weiterhin höchste Versorgungssicherheit auch in Zeiten der Energiewende zu gewährleisten, widmet sich die ASCR all diesen Fragen im Rahmen dreier Forschungsschwerpunkte: der Aufbau und Betrieb des Blueprints eines digitalisierten, elektrischen Verteilnetz-Testbeds, die Ableitung neuer Planungskonzepte und Sicherstellung der Übertragbarkeit auf das gesamte Versorgungsgebiet sowie die Entwicklung und Etablierung eines neuen Nutzer*innen-Kollaborationskonzeptes, um Flexibilitäten von Kund*innen optimal zu nutzen.

 

  1. Intelligente Infrastruktur – Mehr E-Mobilität bei gleichzeitig möglichst niedrigem Bedarf an Netzleistung

Klimafreundliche Mobilität erfordert auch eine intelligente Infrastruktur für E-Fahrzeuge – die Zulassungszahlen und Nutzungsintensität von Elektroautos werden steigen. Die ASCR entwickelt in diesem Bereich Blueprints für unterschiedliche Elektromobilitätslösungen. Darunter die intelligente Garage und ein aufeinander abgestimmtes Interaktionskonzepte von User*in, Auto, Ladestelle, Gebäudesteuerung und Stromnetz. Außerdem wird an Lösungen gearbeitet, wie Elektromobilität in Energiesystem unterschiedlich genutzter Gebäude integriert werden kann und so Synergien genutzt werden können. Mit intelligenter Ladeinfrastruktur soll der Bedarf an Netzleistung um 40 Prozent reduziert werden können.

In diesem Zusammenhang soll an Bestandsgaragen in aspern Seestadt und in der Wiener Innenstadt geforscht werden. Der Fokus liegt hier auf der Frage, mit der vorhandenen Netzinfrastruktur und Gebäudeinfrastruktur E-Mobilität effizient ausgerollt werden kann – vor allem unter der Annahme, dass im öffentlichen Raum immer weniger Parkplätze verfügbar sind und sich die Ladevorgänge in Tief-, aber auch Hochgaragen verlagern wird.

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Simulationsframework für Energiegemeinschaften (für Förderprojekt SENSE Smart Grid Use Case) vorgestellt auf dem ETG CIRED Workshop 2023 (D-A-CH)

Der ETG CIRED Workshop 2023 (D-A-CH), der Ende November 2023 in München stattfand, diente als Plattform für den Austausch über Innovationen im Bereich der Verteilnetze. Die Veranstaltung brachte Experten von Verteilnetzbetreibern, Universitäten, Technologieanbietern und Regulierungsbehörden aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) zusammen, um die neuesten Entwicklungen, Herausforderungen und Trends zu diskutieren.

Siemens präsentierte auf zwei Postern ein Simulationsframework für netzfreundliche erneuerbare Energiegemeinschaften sowie Ergebnisse aus verschiedenen Simulationsszenarien. Das Simulationsframework dient zur Erstellung weiterer Szenarien, die für den Smart Grid Use Case des Förderprojekts SENSE über Energy Communities, d.h. lokale erneuerbare Energiegemeinschaften in einem Niederspannungs-Verteilnetzabschnitt, verwendet werden. Auf der Grundlage von BIFROST als virtuellem Testbed ermöglicht das Framework eine schnelle und effiziente Ausführung verschiedener Simulationsszenarien.

 

Simulation framework for Energy Communities (for SENSE Smart Grid Use Case) presented at ETG CIRED Workshop 2023 (D-A-CH)

The ETG CIRED Workshop 2023 (D-A-CH) held in Munich at the end of November 2023 served as a platform for the exchange on innovations in the field of distribution system networks. This event brought together experts from distribution grid operators, universities, technology providers and regulators from the DACH region (Germany, Austria, Switzerland) to discuss the latest developments, challenges and trends.

Siemens showcased a simulation framework for grid-friendly renewable energy communities as well as results from various simulation scenarios through two posters. The simulation framework is used for creating further scenarios to be used for the SENSE Smart Grid Use Case on Energy Communities, i.e., local renewable energy communities in a low-voltage distribution grid section. Relying on BIFROST as virtual testbed, the framework enables a quick and efficient execution of various simulation scenarios.

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Harald Loos übernimmt Co-Geschäftsführung der ASCR

Harald Loos übernimmt mit 15. März 2024 neben Matthias Gressel die Co-Geschäftsführung der Aspern Smart City Research GmbH (ASCR). Die ASCR gehört zu den größten und innovativsten Energieforschungsprojekten Europas und wird von Siemens, den Wiener Stadtwerken, Wiener Netzen, Wien 3420 und der Wirtschaftsagentur Wien vorangetrieben. Harald Loos bekleidet diese Position neben seiner aktuellen Tätigkeit als Leiter der zentralen Forschungseinheiten bei Siemens Österreich. In seiner Funktion als neuer Geschäftsführer der ASCR bringt Loos seine Expertise in den Bereichen Forschung und Digitalisierung ein. Außerdem hat er bereits langjährige Managementerfahrung und ist bei verschiedenen Forschungs- und Fördereinrichtungen vertreten, beispielsweise im Aufsichtsrat des Austrian Institut of Technology, im Senat der Christian Doppler Gesellschaft oder im FTI (Forschung, Technologie und Innovation) -Ausschuss der Industriellenvereinigung.

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3 Fragen an…

Madreiter Thomas ist Planungsdirektor der Stadt Wien . Er ist Experte für Planungsprozesse und koordiniert seit 2010 #SmartCityWien. In „3 Fragen an“ erklärt er, welche aktuellen Herausforderungen die Stadtentwicklung prägen. Außerdem erzählt er im Interview, welchen Stellenwert Smart Cities einnehmen und warum „effiziente Raumnutzung“ das Zauberwort der Zukunft ist.

DI Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien © MA18/Christian Fürthner

Welche Herausforderungen kommen auf die Stadtentwicklung & -planung die nächsten Jahre hinzu?

Ganz voran steht die Klimakrise. Bekannterweise stellt der Klimawandel gerade für Städte aufgrund ihres Hitzeinseleffekts eine zentrale Herausforderung dar – und Wien ist hier leider keine Ausnahme. Im Gegenteil, in unserem geographischen Bereich erfahren wir aktuell sogar eine doppelt so starke Erwärmung wie im globalen Durchschnitt! Faktum ist auch, dass die Umweltauswirkungen die Menschen in der Stadt sehr unterschiedlich betreffen. Das bedeutet, dass wir uns neben den laufenden Anstrengungen zum Klimaschutz bestmöglich und sozial gerecht auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten müssen, einschließlich extremer Wetterereignisse, Hitzewellen und anderer ökologischer Veränderungen. Niemand in der Stadt darf hier zurückgelassen werden.

Zudem verzeichnet Wien seit der Jahrtausendwende ein stetiges Bevölkerungswachstum, das auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Dazu gehören eine positive Geburtenrate, Zuwanderung aus dem In- und Ausland sowie eine vergleichsweise sehr hohe Lebensqualität, die Menschen dazu veranlasst, in die Stadt zu ziehen. Seit Herbst 2023 sind wir wieder eine 2-Millionen-Metropole! Klarerweise führt dieses Bevölkerungswachstum zu einem erhöhten Bedarf an Wohnraum, Infrastruktur und öffentlichen Dienstleistungen. Angesichts einer zunehmenden Diversität der Bevölkerung ist die Schaffung inklusiver Stadtviertel und die Förderung sozialer Integration eine zentrale Herausforderung.

Eng verbunden mit der Erreichung der Klimaziele stellt uns das Vorantreiben der Energiewende, der Mobilitätswende und der Ressourcenschonung vor höchste Herausforderungen. Allen drei gemeinsam ist, dass wir hier radikal und umfassend unsere bisherig tradierten konventionellen Systeme und -prozesse auch von der stadtplanerischen Seite her völlig neu denken müssen. Beispielsweise müssen wir Stadt ehestmöglich als Materialressource begreifen. Es gilt, mit endlichen Ressourcen unendlich lange auszukommen

Nicht zuletzt steht die Förderung des Wirtschaftsstandortes Wien hoch oben auf der Agenda. Hier geht es uns um eine ausgewogene Entwicklung, die Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen und die Förderung von Innovationen.

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Stadtverdichtung?

Stadtverdichtung spielt zweifelsohne eine entscheidende Rolle in der Bewältigung des wachsenden urbanen Raumbedarfs. Angesichts begrenzter Verfügbarkeit von Bauland ist eine qualitative und effiziente Raumnutzung das Zauberwort, um den steigenden Bedarf an leistbarem Wohnraum und notwendiger technischer, sozialer wie grüner Infrastruktur zu decken oder auch neue Arbeitsplätze zu schaffen. Nur mit qualitativer urbaner Dichte können wir die für uns wichtigen Grünflächen erhalten und schützen. Parks, Gärten und andere Grünzonen tragen wesentlich zur Lebensqualität in der Stadt bei, sie bieten nahgelegene Erholungsmöglichkeiten für die Menschen in der Stadt und natürliche Lebensräume für Fauna und Flora. Zudem können durch die kompakte Nähe von Wohn-, Arbeits- und Freizeiteinrichtungen lebendige Stadtviertel entstehen, die soziale Interaktion und Gemeinschaftsleben fördern. Dies reduziert tendenziell das Verkehrsaufkommen und trägt zur Förderung klimafreundlicher Verkehrsarten wie Zufußgehen oder Radfahren bei, was wiederum die Gesundheit, Lebensqualität und Zufriedenheit der Menschen in Wien verbessert. Ein entscheidender Aspekt bei städtebaulichen Verdichtungen ist die Beteiligung der Bürger*innen an den Stadtplanungsprozessen. Die Einbeziehung der Menschen in Entscheidungen zur Stadtentwicklung fördert erwiesener Maßen ein besseres Verständnis für lokale Bedürfnisse und trägt zur besseren Akzeptanz bei.

Energiewende, Mobilität & Digitalisierung, das sind die Trendthemen der nächsten Jahre. Welchen Beitrag leisten Smart Cities hier konkret?

Ich kann nicht für alle Smart Cities sprechen und beziehe mich daher rein auf die Stadt Wien:

Die Smart Klima City Strategie Wien fungiert als verbindliche Dach- und Nachhaltigkeitsstrategie. Sie definiert langfristige Ziele für Klimaschutz, Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft über alle städtischen Einrichtungen und Unternehmen, um Wien auf eine klimafitte Zukunft vorzubereiten. Die Mission ist klar: Hohe Lebensqualität für alle Wiener*innen bei größtmöglicher Ressourcenschonung durch soziale und technische Innovationen.

Für die Energiewende in Wien bedeutet das konkret, dass der Wiener Endenergieverbrauch bis 2030 zur Hälfte und 2040 vollständig von erneuerbaren bzw. dekarbonisierten Quellen gedeckt wird und wir bis 2040 aus der fossilen Wärmeversorgung gänzlich aussteigen. Zwei große Brocken am Weg zur klimaneutralen Stadt sind in diesem Zusammenhang die Solarstromoffensive (Errichtung von Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 800 Megawatt Peak bis 2030) und die Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf erneuerbare Energie. Mit der Initiative „100 Projekte Raus aus Gas“ wollen wir an ganz konkreten Projekten zeigen, wie der Umstieg der über 500.000 dezentralen Gasthermen funktionieren kann.

Wien unterstreicht seinen sozialen Ansatz der Smart Klima City auch im Mobilitätssektor. Dies zeigt sich beispielsweise in unserer Arbeit an der Mobilitätsgarantie, also dem Ziel, dass in Wien jeder und jede ohne einen PKW zu besitzen Mobil sein kann. Neben dem kontinuierlichen Ausbau von Infrastruktur für aktive Mobilität und öffentlichen Verkehr setzt die Stadt Wien zahlreiche strukturwirksame Maßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs, wie etwa die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf ganz Wien im Jahr 2022, oder auch den kontinuierlichen Ausbau von Sharingangeboten. Die Reduktion des Autoverkehrs ist die wesentliche Voraussetzung, um Flächen im Sinne der Klimaanpassung zu lebendigeren, nutzungsgemischteren Stadtteilen umzugestalten und eine Neuverteilung des öffentlichen Straßenraums zugunsten von aktiver Mobilität, Öffis und attraktiven Verweilmöglichkeiten zu erzielen.

Der Wiener Ansatz der Digitalisierung stellt ebenso klar die Wiener*innen in den Fokus. Wie kann uns Digitalisierung und technischer Fortschritt als Stadt helfen, das Leben aller Menschen in Wien zu erleichtern und noch lebenswerter zu machen? Im Sinnes des digitalen Humanismus soll die Chancengerechtigkeit und barrierefreie Teilhabe aller gesichert sein und Innovationen klar die Transparenz und Qualität unserer Prozesse erhöhen. Wir streben danach, z.B. das hochgesteckte Ziel „Wien ist Vorreiter für digitale Partizipation“ mit unserer digitalen Beteiligungsplattform (mitgestalten.wien.gv.at) und vermehrt digitalen Beteiligungsprozessen zu erreichen.

Abschließend lässt sich ganz allgemein für alle Smart Cities folgendes sagen:

Das klare Bekenntnis einer Smart City, diese (und auch weitere) Elemente ambitioniert anzugehen und zu kombinieren, trägt dazu bei, dass Städte nachhaltiger, effizienter und lebenswerter werden. Smart Cities tragen somit wesentlich dazu bei, die Herausforderungen der Energie- und Verkehrswende und fortschreitenden Digitalisierung anzugehen und Antworten auf die Klimakrise zu finden.

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3 Fragen an…

Manfred Rieger, Standortleiter und Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungsbereiches von Takeda in Österreich, erklärt im ASCR-Format „3 Fragen an“, warum aspern Seestadt das ideale Ökosystem für Unternehmen darstellt, wie der Bau von Green Buildings durch japanische Gärten inspiriert sein kann und welches Konzept hinter dem „Labor der Zukunft“ steht.

Manfred Rieger, Standortleiter und Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungsbereiches von Takeda in Österreich (c) Takeda Österreich

Warum hat Takeda seit mehr als 70 Jahren in Wien geforscht, und welche Gründe führten zur Auswahl der aspern Seestadt als zusätzlichen Standort?

Einer der Hauptgründe, warum wir in Wien auf 70 Jahre Forschungs- und Entwicklungsgeschichte mit Stolz zurückblicken können, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Talent. Wien hat traditionell ein sehr gutes Universitäts- und Hochschulsystem, das hervorragende Wissenschaftler*innen und Fachkräfte hervorgebracht hat. Eine gut ausgebaute Infrastruktur und eine hohe Lebensqualität waren und sind immer noch Anziehungspunkte für Talente aus anderen Bundesländern,  aber auch aus Zentral- und Osteuropa, die in der Stadt Wurzeln schlagen wollen.

Wir haben die aspern Seestadt powered by Wien 3420 AG als Standort für unser Labor der Zukunft gewählt, weil sie uns die besten Voraussetzungen bietet, diese Talente anzuziehen und zu fördern. Es gibt eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Verkehr und eine optimale Infrastruktur mit Bildungs- und Sporteinrichtungen, Geschäften und Grünflächen. Das Gebäude wird so geplant, dass es als Total Quality Building (TQB) nach den Qualitätskriterien der Seestadt Aspern zertifiziert werden kann – das umfasst auch Kriterien, wie gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel (was mit der U2-Station Seestadt gut erfüllt ist) und barrierefreie Zugänge. Elektroautos/-Räder können aufgeladen und rund 70 Räder überdacht abgestellt werden.

Darüber hinaus sehen wir wie der Bezirk sich zu einem Innovations- und Biotech-Hub in Wien entwickelt. Die Seestadt bietet das ideale Ökosystem für die Zusammenarbeit mit innovativen Unternehmen. Durch den Austausch von Know-how und Ressourcen strebt Takeda an, die Zusammenarbeit innerhalb der wissenschaftlichen Community zu fördern und auch dadurch den Fortschritt zum Wohle aller Patient*innen voranzutreiben.

Können Sie die Merkmale des geplanten Green Buildings erläutern, insbesondere im Hinblick auf den japanischen Garten?

Unsere Nachhaltigkeitsmerkmale machen dieses Projekt einzigartig. Wir verzichten auf die Verwendung von fossilen Energieträgern, da unser Gebäudekonzept eine Mischung aus Fern- und Erdwärme für die Klimatisierung vorsieht. Unseren Strombedarf decken wir durch Zukauf und Eigenerzeugung von Alternativenergien, wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft ab, weiters gibt es innovative Lösungen zur Energiereduktion, wie Abwärmerückgewinnung, Außenluftkühlung für Lüftungsanlagen, ein Gründach und indirekte Grundwassernutzung von eingeleiteten Regenabwasser, um unser Takeda Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen. Durch diese innovativen Betriebsformen unseres Gebäudes sparen wir bis zu 415 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr ein – das entspricht der Menge von 100 mit Erdgas beheizten Einfamilienhäusern.

In unserem Projekt erfüllen die Grünflächen eine Vielzahl an Funktionen. Die offenen Grüninsel und Terrassen werden wichtige Bereiche zum Nachdenken und Entspannen, zur Interaktion und zum Kontakt mit Kolleg*innen sein und erinnern an unsere japanischen Wurzeln. Bei der Gestaltung der Grünflächen ließen sich die Architekten und Landschaftsplaner von Takedas „Garden for Medicinal Plant Conservation“ in Kyoto (bzw. dem daraus abgeleiteten „Hirameki Garden of Inspiration“, einer virtuellen Darstellung der Takeda Unternehmensphilosophie) inspirieren. Diese Design-Entscheidung hat mit Ästhetik und der mehr als 240 Jahre langen Geschichte von Takeda zu tun, aber die Grünflächen sind auch ein Teil unserer Energiekonzepts. So z.B. wird unser Gründach auch zur Kühlung des Gebäudes und zur Filterung von Regenwasser beitragen.

Von besonderer Bedeutung ist auch die Gestaltung der außenliegenden Bewegungsflächen. Die Terrassen im 3. und 4. Obergeschoß sind durch einen überdachten, umlaufenden begrünten Korridor verbunden. So dass es den Kolleg*innen ermöglicht wird, sich leichter zwischen dem Innen- und Außenbereich zu bewegen und eine Abwechslung zur Arbeitsroutine zu erhalten.

Wie wird das ‚Labor der Zukunft‘ bei Takeda aussehen?

Das Labor der Zukunft ist ein Konzept, das die Gestaltung und Schaffung eines neuen Umfelds für schnellere, effizientere und kollaborative wissenschaftliche Arbeit ermöglicht. Unser zukünftiges Gebäude erfüllt die Anforderungen eines Labors der Zukunft, da es sehr Daten konzentriert, die Beschleunigung von Forschung & Entwicklung möglich macht, durch die immer effektivere Nutzung von Daten, Software- (einschließlich KI und maschinelles Lernen) und Automatisierungslösungen (einschließlich Robotik). Unser Projekt verfügt über ein flexibles und modulares Gebäudekonzept – ein so genanntes “ Ballroom“-Konzept – d.h. die Raumaufteilung in den Laborbereichen ist flexibel und kann einfach modular geändert werden, um diese hochkomplexen Räume unseren wechselnden Bedürfnisse anzupassen.

Das Gebäude wird eine Gesamtfläche von ungefähr 28.000 m2 aufweisen. Mehr als die Hälfte der Nutzfläche des Gebäudes dient unserer Kernkompetenz der Forschungs- und Entwicklungslabore, der Rest wird Büro-, Besprechungs- und Gemeinschaftsräumen, einer Cafeteria, inkl. einem modernen Konferenzbereich gewidmet, in dem wir uns mit der wissenschaftlichen Community und der Wiener Life-Science-Branche in Kontakt treten werden. Zudem wird es im Erdgeschoß ein Demo-Labor geben, das für Schulungszwecke von Schulen, Universitäten und Präsentationen von Firmen zur Verfügung steht.

In unserem neuen Gebäude werden wir unser langjähriges Know-how und unsere Erfahrung noch besser nützen können, um Arzneimittelinnovationen, von der Auswahl eines Produktkandidaten über alle präklinischen und klinischen Phasen bis zur Zulassung, zu entwickeln. All dies dank innovativer Technologien und effizienterer Zusammenarbeit schneller, besser, nachhaltiger und vorhersehbarer zu tun, ist für unsere Patient*innen von enormem Wert.

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Wiener Stadtteil erhöht Netzkapazitäten für mehr erneuerbare Energien mit Siemens-Software

  • Aspern Smart City Research (ASCR) beauftragt Siemens mit der Einführung der neuen Niederspannungssoftware LV Insights® X in aspern Seestadt in Wien
  • LV Insights® X, Teil des Siemens Xcelerator-Portfolios, ermöglicht es ASCR, einen digitalen Zwilling des Verteilnetzes zu erstellen und dieses flexibel zu managen

Siemens unterstützt Kunden weltweit weiterhin dabei, die Energiewende zu beschleunigen und hat kürzlich eine neue Niederspannungssoftware bei Aspern Smart City Research („ASCR“) in Wien eingeführt. Die Siemens-Software LV Insights® X ermöglicht es ASCR, das gesamte Niederspannungsnetz in aspern Seestadt, einem Stadtteil von Wien, zu visualisieren. aspern Seestadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Mithilfe eins digitalen Zwillings des Netzes kann ASCR kritische Abschnitte identifizieren, die nutzbare Kapazität des Netzes erhöhen und mehr erneuerbare Energien ohne zusätzlichen Netzausbau integrieren. Dies unterstützt die Maßnahmen zur weiteren Dekarbonisierung des Stadtteils.

„Datengestützte Erkenntnisse bilden die essenzielle Basis, um die wachsenden – und teilweise unvorhersehbaren – Herausforderungen im Stromnetz zu bewältigen und einen effizienten und zuverlässigen Netzbetrieb zu gewährleisten. In LV Insights® X sind wertvolle Einblicke und Analysen aus unserer langjährigen gemeinsamen Forschungstätigkeit mit der ASCR eingeflossen. Die ASCR ist ein Vorreiter auf dem Weg zu Netto-Null, und wir freuen uns, sie dabei zu unterstützen“, sagte Sabine Erlinghagen, CEO Siemens Grid Software.

„Die Nutzung dezentraler, erneuerbarer Energieressourcen ist wesentlicher Bestandteil für nachhaltige urbane Räume. Erhöhte Flexibilität und Transparenz sind der Schlüssel, um die Netzplanung und das Netzmanagement zu optimieren. Mit LV Insights® X können wir dies in aspern Seestadt auf ein völlig neues Niveau heben“, sagte Matthias Gressel, Geschäftsführer der ASCR.

LV Insights® X wurde im Juni 2023 auf den Markt gebracht und schafft die Grundlage für das flexible, anpassungsfähige und skalierbare Management von Niederspannungsnetzen. Auf Basis vorhandener Netzdaten kann die ASCR mit geringem Aufwand ein vollständiges digitales Abbild des Verteilnetzes erstellen und dieses dank echtzeitnaher Einblicke deutlich flexibler planen und betreiben. Die Software soll Verteilnetzbetreibern die Möglichkeit geben, die Ausfallzeiten, um bis zu 30 Prozent zu reduzieren. LV Insights® X ist Teil von Siemens Xcelerator, einer offenen digitale Business-Plattform, die die digitale Transformation für Kunden einfacher, schneller und skalierbar macht.

LV Insights® X ist eine sofort einsatzbereite Lösung mit kurzer Implementierungszeit. Die Software verfügt über offene Standardschnittstellen, die über eine einfache Drag-and-Drop-Steuerung konfiguriert werden können. Mit diesem neuen und flexiblen Konzept fügt sie sich nahtlos in die bestehende Systemlandschaft ein.

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3 Fragen an…

Grundlagen für Wiener Wärmewende

Mit der „Raus aus Gas“-Strategie hat die Stadt Wien ein umfassendes Maßnahmenprogramm geschaffen, bis 2040 die Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle in der Wärmeversorgung zu überwinden. Thomas Kreitmayer, der als Programmkoordinator von „Raus aus Gas“ für die strategische Umsetzung verantwortlich ist, erzählt in „3 Fragen an“, wie Wien bis 2040 zur klimaneutralen Stadt werden will.

Könnten Sie uns die konkreten Schritte und Bausteine erklären, um dieses Ziel zu erreichen?

Wien hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 zur CO2-freien Klimamusterstadt zu werden. Da etwa 30 % der leitzielrelevanten Emissionen auf den Gebäudesektor zurückzuführen sind, ist es unerlässlich, diesen zu dekarbonisieren, sprich, die Wärmeversorgung auf emissionsfreie Technologien umzurüsten.

In Wien sind heute etwa 600.000 Haushalte von fossiler Energie abhängig. Der Großteil davon heizt mit Gasetagenheizungen auf Wohnungsebene. Mit dem Konzept Wiener Wärme und Kälte 2040 hat man sich bis 2022 angesehen, welche Grundlagen angepasst bzw. geschaffen werden müssen, um die Wärmewende in Wien umsetzen zu können.

Wesentlich sind 3 Grundpfeiler. Es braucht:

  1. Einen geeigneten bundes- und landesrechtlichen Rechtsrahmen,
  2. Investitionskostenzuschüsse und finanzielle Unterstützungen für Sanierungen und Heizungstausch und
  3. Hinreichend Fachkräfte, um die im Rahmen der Wärmewende erforderlichen Leistungen umzusetzen.

Mit dem Umsetzungsprogramm Raus aus Gas 1 wird aktuell an der Schaffung dieser Grundlagen gearbeitet. Mithilfe eines Wärmeplans wird aufgezeigt werden, wo in Wien welche Möglichkeiten bestehen, auf emissionsfreie Wärmeversorgungstechnologien zu wechseln. Die Trägerrakete der Wärmewende ist in Wien die Fernwärme. Wo Fernwärme aus heutiger Sicht nicht darstellbar ist, werden Nahwärmelösungen oder Versorgungen einzelner Gebäude auf Basis von Wärmepumpenlösungen forciert.

 Mittels „100 Projekte Raus aus Gas“ wird aufgezeigt, wie die Dekarbonisierung unterschiedlicher Gebäude in der Realität funktioniert.

Ab 2026 wird dann aufbauend auf den geschaffenen Grundlagen und mit den Erkenntnissen, die man aus den 100 Demonstrationsprojekten gewinnen konnte, der große Rollout über die Stadt angestrebt.

Welche großen Probleme ergeben sich in Wien beim Wechsel der Wärme- und Kälteversorgung? Wie geht die Stadt mit diesen Herausforderungen um?

Es gibt sowohl soziale als auch technisch-wirtschaftliche Herausforderungen. Eine der größten Herausforderungen wird es sein, die Bevölkerung Wiens von den Vorteilen des Umstiegs zu überzeugen. Dazu wird es, ein neue Förderprogramme für die Sanierung der Gebäude als auch den Wechsel der Heizungssysteme geben. Ziel ist es, Wohnen in Wien leistbar zu halten. Von der technischen Seite her betrachtet, stellt der weitere Ausbau der Fernwärme eine herausfordernde Koordinationsaufgabe dar. Der Platz ist speziell in den inneren Bezirken, aber nicht nur dort, sehr eng und es gibt bereits jetzt sehr viele Einbauten im Wiener Untergrund, die in Raumkonkurrenz zu Fernwärmeleitungen stehen.

Dort wo verstärkt Wärmepumpenlösungen zur Anwendung kommen sollen, muss vielfach das Stromnetz ertüchtigt werden, was auch wieder eine komplexe Einbautenkoordination nach sich zieht. Gleichzeitig birgt die Weiterentwicklung der Energieinfrastruktur aber auch wieder großes Potenzial für eine Neugestaltung des öffentlichen Raums.

Um die induzierten Investitionsbedarfe bewältigen zu können, arbeiten Finanzexpert*innen der Stadt Wien bereits jetzt sehr intensiv an der Schaffung von geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten und passen bestehende Förderungsangebote im Sinne der Zielerreichung weiter an.

Zuletzt soll noch erwähnt werden, dass auch die Unterstützung der Österreichischen Bundesregierung nötig sein wird. Es gibt einige Gesetzesmaterien (wie zum Beispiel das Mietrecht oder das Gaswirtschaftsgesetz), die angepasst werden müssen. Und nach der Kompetenzrechtlichen Aufteilung zwischen Bund und den Ländern muss hierbei der Bund tätig werden.

Gibt es bereits erste Pilotprojekte in Wien, die innovative Lösungen für klimafreundliche Wärme und Kälte erproben? Könnten Sie uns ihre bisherigen Ergebnisse oder Erfahrungen teilen?

Ja, die gibt es tatsächlich. Die Stadt Wien – Energieplanung (Magistratsabteilung 20), betreut die erwähnte Initiative „100 Projekte Raus aus Gas“. Diese dokumentiert, wie verschiedene Gebäude mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf emissionsfreie Wärmeversorgungssysteme umgerüstet wurden. Dabei werden nicht nur technische Aspekte beleuchtet, sondern auch finanzielle und soziale Beweggründe aufgezeigt, die ausschlaggebend für die Transformation waren.

Um die Bandbreite an bereits erfolgten Umsetzungen zu umreißen, sei angeführt, dass unter den 100 Projekten bspw. ein Gründerzeithaus im 2. Bezirk zu finden ist, das auf Passivhaus-Niveaus saniert wurde. Bei diesem wurde die ursprüngliche fossile Wärmeversorgung nachträglich auf eine Grundwasserwärmepumpe umgestellt.

Ein anderes Beispiel zeigt einen gründerzeitlichen Block im 17. Bezirk, bei dem mehrere Gebäude thermisch-energetisch ertüchtigt wurden und nunmehr mithilfe eines gemeinsamen Anergienetzes (kalte Fernwärme) unter Nutzung von Erdwärme und Solarenergie versorgt werden. Durch den Einbau von Niedrigtemperatur-Wärmeabgabesystemen ist es in den Wohnungen nun auch möglich, einer sommerlichen Überwärmung entgegenzuwirken.

Die Technologien, um Gebäude hocheffizient und umweltschonend zu beheizen, bestehen alle seit Langem. Nun gilt es, diese auch flächig zur Anwendung zu bringen und unseren Bestand nicht nur in die energietechnische Gegenwart zu holen, sondern die Stadt zukunftsfit zu machen.

 

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3 Fragen an…

In unserer Reihe „3 Fragen an“ haben wir im Zuge des Smart City Forums „Raus aus Gas“ Herrn Erik Sewe von den Hamburger Energiewerken 3 Fragen dazu gestellt, wie Hamburg bis 2045 mit der Elbe seinen Weg zur Klimaneutralität gestaltet.

Im Zeitalter, in dem Klimawandel und Energieeffizienz an oberster Stelle stehen, hat Hamburg die Einzigartigkeit seiner Wasserlandschaft erkannt. So soll die transformative Kraft der Elbe im zukünftigen Energiepark Tiefstack genutzt werden. Erik Sewe gestaltet in der Systemplanung und Innovation die Wärmewende der Hamburger Energiewerke GmbH mit. In „3 Fragen an“ erfahren Sie, wie Hamburg bis 2045 seinen Weg zur Klimaneutralität gestaltet und von der Elbe als regenerativer Energiequelle profitiert.

Was sind die Hauptunterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Hamburger und der Wiener Energieversorgung, insbesondere in Bezug auf Energiequellen?

Die Netze beider Städte versorgen viele Bürger*innen sowie Unternehmen mit Wärme. Sowohl in Wien als auch in Hamburg tragen Dekarbonisierung und Wachstum der Wärmenetze einen entscheidenden Teil dazu bei, um die jeweiligen Klimaziele zu erreichen. Bis 2045 setzen wir schrittweise die Klimaneutralität um, vergrößern das Netz und weiten das Erzeugerportfolio aus. Das erreichen wir unter anderem durch den Bau von Wärmepumpen. Diese werden Wärme aus der Elbe, aus industriellen Prozessen oder aus Abwasser entnehmen und für die Fernwärme nutzbar machen. Die thermische Abfallbehandlung wird in der klimaneutralen Versorgung einen signifikanten Anteil beitragen. Aktuell treiben wir der Kohleausstieg in Hamburg mit viel Energie voran.

Inwiefern spielt die Elbe eine wichtige Rolle bei der Hamburger Energiewende, und könnte ein ähnlicher Ansatz mit der Donau auch in Wien umgesetzt werden?

 An der Elbe haben wir logistisch sehr gut angebundene Kraftwerksstandorte. Darüber hinaus wird das Elbwasser eine wichtige Wärmequelle für unsere Großwärmepumpen sein, mit der wir einen großen Teil der Mittellast der Fernwärme decken werden. Laut meiner Kenntnis kann in Wien schon neben dem Kühlwasser des Kraftwerks Simmering auch die Umgebungswärme des Donaukanals als Wärmequelle dienen.

Welche Technologien werden in Hamburg aktiv gefördert, um die Energiewende zu unterstützen und den geplanten Kohle-Ausstieg zu erreichen?

Das breite Angebot steht einem starken Wandel gegenüber. Aus den vielen Fördermöglichkeiten möchte ich eine herausgreifen: Für die Transformation der Wärmenetze gibt es seit Ende 2022 das Programm Bundesförderung für effiziente Wärmenetze. Dieses unterstützt eine Vielzahl von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Die Module reichen von der Erstellung von Machbarkeitsstudien und Transformationsplänen über die Förderung der darin erarbeiteten Maßnahmenpaketen bis hin zur Betriebskostenförderung für neu errichtete Wärmepumpen. Der Bund fördert dabei sowohl Erzeugungsanlagen als auch Netzmaßnahmen und Planungsleistungen.

 

 

 

 

 

 

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ASCR Smart City Forum „Raus aus Gas“

Wärmewende erfordert Technologie-Mix

Im Rahmen des „Smart City Forum“ der Aspern Smart City Research GmbH, dem größten Energieforschungsprojekt Europas, kamen im Democenter in aspern SeestadtExpert*innen zusammen, um über eine saubere Energiezukunft zu diskutieren. Erik Sewe (Hamburger Energiewerke) führte mit einer Keynote in den Abend. Gemeinsam mit Moderator Harald Loos (Siemens Österreich AG) diskutierten Christian Bugl (Takeda), Daniela Huber (Sozialbau AG), Matthias Gressel (ASCR) sowie Gregor Glatz (Siemens Österreich AG) über Raus aus Gas-Strategien. Thomas Kreitmayer (Stadt Wien) gab abschließend Einblicke in die ambitionierten Pläne der Stadt. Des Weiteren erhielten die Teilnehmer*innen in kurzweiligen Impulsvorträgen Einblicke in die Ergebnisse von drei Forschungsprojekte der ASCR.

Von etwa einer Million Wiener Haushalten werden bereits 400.000 per Definition mit klimaneutralen Energielösungen beheizt. Die verbleibenden 600.000 müssen bis 2040 auf saubere Energiequellen umgestellt werden. „Um die Wärmewende bis 2040 zu gestalten, ist es wichtig, sämtliche Stakeholder entlang der Energieversorgung mitzudenken und über den Tellerrand hinauszublicken, sich auszutauschen und offen für Neues zu sein“, betonten Matthias Gressel und Georg Pammer, Geschäftsführer der ASCR, in ihrer Begrüßung.

Hamburg verabschiedet sich von Kohle

Was für Wien „Raus aus Gas“ heißt, ist für Hamburgs Fernwärme „Raus aus Kohle“ – Hamburgs Stadtnetz wird heute zu großen Teilen durch Kohle versorgt. Damit einhergeht ein umfassender Ersatz der beiden Hamburger Kohleheizkraftwerke durch zwei neue modulare Erzeugerparks, die den vollständigen Kohleausstieg bis spätestens 2030 gewährleisten. So entsteht am Standort in „Tiefstack“ ein Energiepark, für den das Heizkraftwerk Tiefstack auf den wahlweisen Einsatz von Erdgas oder nachhaltige, holzartige Biomasse umgestellt wird, um die Wärmeversorgung bedarfsabhängig und damit vorwiegend im Winter abzusichern. Damit profitiert Tiefstack von der bereits vorhandenen Infrastruktur. Der überwiegende Teil der Wärme von zirka 70 bis 80 Prozent wird durch klimaneutrale Wärmequellen erzeugt, darunter Abwärme aus Industrie und Müllverwertung. „Herzstück des Energieparks Tiefstack bilden zwei große Flusswärmepumpen. Sie sollen allein rund 130.000 Hamburger Haushalte klimaneutral versorgen“, rechnet Erik Sewe, Innovation und Systemplanung bei Hamburger Energiewerke, vor.

Wien schafft Grundlagen für Wärmewende

Wien beabsichtigt, bis 2040 fossile Abhängigkeiten in der Raumwärmebereitstellung zu überwinden. Wesentliche Grundlagen dazu bestehen in einem geeigneten Rechtsrahmen, einem langfristigen Finanzierungsplan, der Schaffung von gezielten Förderungen und Maßnahmen zur Qualifizierung von ausreichend Fachkräften, so Thomas Kreitmayer, Programmkoordinator „Raus aus Gas“ der Stadt Wien. Die technische Trägerrakete der Wärmewende besteht in der Fernwärme, da über diese klimafreundliche Wärme auch in historische, dicht besiedelte Stadtteile transportiert werden kann, wo umfassende Sanierungen nicht flächendeckend umsetzbar sind und daher eine Versorgung mit erneuerbaren Energien vor Ort nicht darstellbar ist. Im dichtbebauten Stadtgebiet wird Fernwärme die zukunftsfähigste Heizform sein und seit Jahren laufend ausgebaut. In weniger dicht besiedelten Bereichen und Randgegenden werden Wärmepumpenlösungen angestrebt, die neben Umweltwärme auch die Abwärme von Gewerbe und Industrie nutzen können. Das Ziel sei, bis 2025 die erforderlichen
Grundlagen zu schaffen, mithilfe einer effektiven Öffentlichkeitsarbeit über das Vorhaben zu informieren und Erfahrungen aus pilothaften Umsetzungen zu gewinnen. Basierend darauf soll ab 2026 der Rollout über die gesamte Stadt beginnen.

Herausforderungen auf vielen Ebenen: Von Bestandssanierung über soziale Fragestellungen bis hin zur
Netzinfrastruktur

Die Dekarbonisierung einer Millionenstadt erfordert zahlreiche Schritte. Als Systembetreiber wie Siemens gehe es vor allem um die Energieverteilung und sinnvolle Nutzung der Energie. „Wir müssen uns sehr stark auf die Revitalisierung von Gebäuden fokussieren und sicherstellen, dass Gebäude effizient betrieben werden“, erklärt Gregor Glatz, Head of Siemens Niederösterreich. So habe die ASCRForschung gezeigt, dass bei modernen Gebäuden Softwarelösungen unter Anwendung von künstlicher Intelligenz Potenziale heben könne. Bei Bestandsobjekten liege aber der größte Hebel in der wärmegerechten Sanierung, so der Experte weiter.

Christian Bugl, Head of EHS, Ethics & Compliance, Sustainability bei Takeda, betonte, dass die größte Herausforderung in der Energiewende in der Verfügbarkeit des Stroms liegt. Der Rückgang des Gasverbrauchs wird einen gleichzeitigen Anstieg des Bedarfs an elektrischer Energie mit sich bringen. Bugl dazu: „Wir werden Energieverbünde benötigen, um so wenig Strom wie möglich zu verbrauchen.“ Standortpolitische Faktoren würden für die Energieversorgung von Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, wobei lokale Netzwerke und Energieverbünde eine entscheidende Funktion übernehmen können. Das zeigt sich auch am Bau des neuen Forschungs- und Entwicklungslabors von Takeda in aspern Seestadt. Bei diesem Gebäude wurde besonders auf Energieeffizienz und den Einsatz sauberer Energiequellen gesetzt. Dabei wird Dampf durch Prozessoptimierung so gut wie möglich vermieden und dieser Restdampf mittels Stroms erzeugt, sodass auf einen Anschluss an das Gasnetz verzichtet werden konnte. Der Standort sowie die hervorragende Infrastruktur in aspern Seestadt erfüllen diese Anforderungen in idealer Weise.

Schließlich sei auch für die Sozialbau AG nicht nur der ökologische Gedanke ein Treiber, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung von großer Bedeutung. „Es ist unsere soziale Verantwortung, die Menschen nicht im Stich zu lassen, insbesondere angesichts steigender Energie-Preise“, ergänzt Daniela Huber, Abteilungsleiterin der Sozialbau AG. Matthias Gressel, ASCR Geschäftsführer fasst die Herausforderungen zusammen, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. „Wir werden einen Mix verschiedener Technologien benötigen. Die Belieferung mit CO2-neutraler Energie ist der letzte Schritt einer Reihe von Maßnahmen, von denen der Ausbau der Netzinfrastruktur ein wichtiger Meilenstein ist“, erklärt Gressel.

Vor dem entspannten Netzwerkabend präsentierten Stefan Lendl, Projektleiter Energieprojekte und – konzepte bei Wien Energie, und Lukas Hammerer, Forschungsexperte bei Wien Energie, Ergebnisse aus drei Use Cases der ASCR.

Wissenstransfer von Neubau zum Bestand

Im Use Case 5b „Fußbodenkühlung“ wurden deutliche Erfolge mit einer alternativen Nutzung der Fußbodenheizung erzielt – im Rahmen des Projektes wurden ausgewählte Wohnungen durch die Fußbodentemperierung im Mittel um über 2 Grad im Sommer gekühlt. Die gewonnenen Erkenntnisse legten die Basis, dieses Wissen auch für neue Forschungsanlagen zu nutzen. Im Use Case 5a untersuchte das Team rund um Forschungsleiter Stefan Lendl die lokale Nutzung von Abwärme, also der Warmwasseraufbereitung im Haus, die regionale Nutzung – nämlich das Fernwärmenetz als Wärmestraße, und zuletzt auf saisonaler Ebene, die Geothermie als Wärmespeicher. Die Ergebnisse aus verschiedenen Lösungsansätzen im Neubau bilden ein stabiles Fundament für die Umsetzung in Bestandsgebäuden im Zuge der Wärmewende.

Dekarbonisierung möglich, intelligentes Lademanagement für E-Mobilität notwendig

Im Use Case 9 „Dekarbonisierung“ rund um Forschungsleiter Lukas Hammerer, entwickelte das ASCRForschungsteam ein „Bottum-up“- Modell, welches die CO2-arme Energieversorgung und ihre Wirkung auf das Niederspannungsnetz veranschaulichen soll. In fünf verschiedenen Referenzgebieten wurden die Bedingungen für die zukünftige Dekarbonisierung untersucht und anschließend auf Wien skaliert. Diese Gebiete zeichneten sich durch vielfältige Infrastrukturen aus, um sämtliche Aspekte einer Großstadt zu berücksichtigen. Sie reichten von historisch geprägten Gründerzeithäusern und Gemeindebau über gemischte Stadtteile bis hin zu dicht bebauten urbanen Gebieten sowie Wohnvierteln mit Kleingärten und Einfamilienhäusern. Die Ergebnisse zeigen: In Summe sollten Wärme- und Energiebedarf von Gebäuden sinken, beispielsweise durch Effizienzsteigerung, Sanierung und Neubau. „Elektromobilität spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Dekarbonisierung. Wenn das Laden nicht intelligent gesteuert wird, führt dies zu erheblichen Anforderungen an den Netzausbau, während intelligentes Laden solche Ausbaumaßnahmen minimieren kann“, betonte Hammerer abschließend.

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Neue App, noch mehr Daten

Die Stromnetze stehen durch die Integration von E-Mobilität vor großen Herausforderungen. Denn: Laden viele Autos gleichzeitig, muss das Netz zusätzlichen Strom zur Verfügung stellen. Smarte Ladestationen können helfen, das Netz zu entlasten. Der Use Case 11 „Smart-Charging“ zielt genau darauf ab: Es soll eine Infrastruktur zur optimierten Lastverteilung in E-Ladevorgängen entwickelt werden, ohne dass die Nutzer*innen dabei Komforteinbußen erfahren.

Die intelligente Lade- und Regelungsinfrastruktur im Seehub in der ASCR, weiß zu jeder Zeit, wie viel Strom auf dem Dach erzeugt wird und wie stark das Stromnetz ausgelastet ist.

Das Forschungsteam rund um Use Case-Leiter Michael Schuff hat nun eine neue App eingeführt, die alle relevanten Smart-Charging-Parameter berücksichtigt. Die Anzahl der Testpersonen steigt weiter an. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das Laden zunächst mit geringerer Leistung beginnt und später auf eine höhere Leistung angehoben wird. Diese Erkenntnis ermöglicht nun eine gezielte Planung der Ladevorgänge mithilfe des „DEOP“-Systems. Distributed Energy Optimization (DEOP) ist eine cloudbasierte Software zur effektiven Verwaltung verteilter Energieressourcen.

Seit Dezember 2022 unterstützt Christian Oberbauer vom Forschungsunternehmen BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH das Forschungsteam des Use Case 11 „Smart Charging“. Als Researcher im Bereich „Mikronetze und smarte Energiesysteme“ koordiniert er unter anderem die Integration von Ladeinfrastruktur im „Microgrid Forschungslabor für 100 % dezentrale und erneuerbare Energieversorgung“ am Standort Wieselburg in Zusammenarbeit mit Wien Energie zur Erforschung von intelligentem Lademanagement von E-Autos. Durch die aktive Mitarbeit am ASCR Testbed SEEHUB wurden so die neue Schnellladestation „SICHARGE-D“ der SIEMENS installiert, die aktualisierte ASCR Smart Charging App ausgerollt und die Parkplatzsensoren erfolgreich getestet.

Die dynamische und flexible Kompaktladesäule SICHARGE D berücksichtigt intelligent den individuellen Leistungsbedarf der Elektrofahrzeuge und ermöglicht somit optimierte Ladezeiten.

Parallel werden verschiedene Parksensoren getestet und mit den Ladedaten verglichen, um herauszufinden, welche Sensorentypen am besten funktionieren. Denn auch die Zuverlässigkeit der Sensoren ist von besonderer Bedeutung für eine intelligente Ladeinfrastruktur.