3 Fragen an…
In unserer Reihe „3 Fragen an“ haben wir diesmal Eva Dvorak, Leitung der Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften in Österreich im Klima- und Energiefonds, Fragen zu Energiegemeinschaften gestellt.
Welche Rolle spielen EGs in der zukünftigen Energielandschaft?
Für eine zentrale Rolle von Energiegemeinschaften in unserer Energielandschaft spricht natürlich viel – herausheben möchte ich hier drei ganz wesentliche Punkte:
Erstens: Energiegemeinschaften sind gut für‘s Klima. Österreich möchte bis 2040 klimaneutral werden und schon 2030 soll der Strom bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Energiegemeinschaften bieten Privatpersonen, Gemeinden und Unternehmen die Möglichkeit, diese Energiewende aktiv mitzugestalten und das Klima zu schützen.
Zweitens: Energiegemeinschaften sind die ideale Lösung für jene, die ihre Energieversorgung selbst in die Hand nehmen wollen. Die gemeinschaftliche, dezentrale Produktion von Energie macht die Energieversorgung auch krisensicher. Energiegemeinschaften machen sich von Preisschwankungen auf dem Energiemarkt unabhängiger. Strom oder Wärme wird innerhalb der Energiegemeinschaft zu selbstbestimmten und stabilen Preisen geteilt. Das bringt mittel- bis langfristige Planungssicherheit.
Drittens: Nicht zuletzt erhöhen Energiegemeinschaften die regionale Wertschöpfung und schaffen Green Jobs. Durch die Errichtung der Anlagen vor Ort, aber auch durch den gemeinschaftlichen Energiehandel bleiben die Investitionen in der Region. Strom und Wärme werden durch Energiegemeinschaften zu wichtigen Gütern der Nahversorgung.
Vor welchen Herausforderungen stehen wir, um eine EG zu gründen?
Die rechtliche Grundlage für die Gründung von Energiegemeinschaften in Österreich wurde im Sommer 2021 durch das EAG beschlossen. Plant man die Gründung einer EG, dann lohnt sich zunächst auch Blick auf www.energiegemeinschaften.gv.at – dort stehen Erklärvideos, Broschüren, Ratgeber und Verträge sowie eine Sammlung detaillierter Fragen zum Thema Energiegemeinschaften (FAQs) zur Verfügung. Und auch die Beratungsstellen in den Bundesländern stehen allen, die eine Energiegemeinschaft gründen wollen, beratend zur Seite.
Bis Anfang 2023 wurden knapp 300 Energiegemeinschaften (EG) in Österreich gegründet – Tendenz stark steigend. Das Modell funktioniert, das Interesse an Energiegemeinschaften ist extrem groß.
Die Landkarte zeigt eingetragene Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEG) und Bürgerenergiegemeinschaften (BEG).
Wie werden sich EGs zukünftig entwickeln?
Wir sind in Österreich, was die Gründung von Energiegemeinschaften anbelangt, sehr weit vorne. In den letzten 2 Jahren wurden rund 300 Energiegemeinschaften gegründet. Im nächsten Schritt werden Bürgerenergiegemeinschaften (BEG) vorangetrieben. Diese dürfen im Gegensatz zu EEGs nur Strom erzeugen, speichern, verbrauchen und verkaufen – Wärme ist hier ausgeschlossen. Aber eine BEG kann sich über die Konzessionsgebiete mehrerer Netzbetreiber in ganz Österreich erstrecken – was natürlich enorm attraktiv ist. Ab dem Herbst 2023 werden BEGs in vollem Umfang möglich sein. Und mit Anfang 2024 ist auch eine Mehrfachteilnahme möglich, d. h. Verbraucher*innen und Erzeuger*innen können an mehreren Energiegemeinschaften und gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen teilhaben. Sie sehen – Energiegemeinschaften sind ein sehr dynamischer und spannender Markt. Ich kann nur jeden und jede aufrufen, sich zu informieren und wenn möglich eine Energiegemeinschaft zu gründen.